Im akademischen Jahr 2022/
2014 wurde sie an der Universität Mannheim mit einer Arbeit über das Kinderbischofsfest im Mittelalter promoviert. Die Arbeit wurde 2014 mit dem Universitätspreis für Sprache und Wissenschaft ausgezeichnet. Mehrere Forschungsaufenthalte führten sie nach London, Rom, Perugia und Boston. 2009 bis 2011 war sie Stipendiatin der Gerda Henkel Stiftung. Das Studium der Mittelalterlichen Geschichte, Anglistik und Kommunikationswissenschaft absolvierte sie von 1999 bis 2006 an der TU Dresden und der University of Edinburgh.
Sie lehrt regelmäßig zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, zur Stadtgeschichte sowie zu religions- und kirchengeschichtlichen Themen.
Tanja Skambraks betreut Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten zu unterschiedlichen Themen. Seit 2018 betreut sie beispielsweise ein von der DFG-finanziertes Promotionsprojekt mit dem Titel „Credit Relations of the Clergy of St Paul's Cathedral in Late Medieval London.“
Die Habilitationsschrift von Tanja Skambraks behandelt die Entstehung und Genese der Monti di Pietà („Berge der Barmherzigkeit“) von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis ins späte 16. Jahrhundert in Italien. Diese Pfandleihhäuser vergaben Kleinkredite gegen Pfand und einen geringen Zinssatz an die arbeitenden Armen (Handwerker, Tagelöhner, Witwen, etc.). Neben diesen Notkrediten, wie sie auch heute noch in Krisenzeiten gefragt sind, fungierten die Monti auch als Bankinstitute, indem sie Girogeschäfte und Depositeneinlagen anboten. Dieses innovative sozialpolitische Projekt wurde insbesondere von Franziskanern als Wohltätigkeitsorganisation ohne Gewinnstreben propagiert, von städtischen Oligarchen installiert und von städtischen Beamten geführt.
Das Buch wird 2022 im Verlag Steiner (VSWG Beihefte) erscheinen. Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Geschichte des vormodernen (Klein-)Kredits und Bankenwesens sowie der Armenfürsorge und zur Entstehung einer dezentral organisierten städtischen Wohlfahrt in der Vormoderne.
Ihre Forschungsinteressen liegen bei den Themenbereichen Kredit und Marktteilhabe, Schulden, Wirtschaftsethik, soziale Arbeit sowie materielle Kultur und Ritualforschung.
Ihre aktuellen Forschungsprojekte beschäftigen sich mit zwei römischen Schuldenbruderschaften und sozialer Arbeit im 16. und 17. Jahrhundert, mit städtischen Leihhäusern und Kleinkredit in Nürnberg und Augsburg (15. bis 17. Jh.) sowie mit der „Moralischen Ökonomie“ in interdisziplinärer Perspektive. Seit 2020 arbeitet sie an einem neuen Buchprojekt zu Kerbhölzern. Das Projekt verbindet die materielle Kultur mit der Frage nach Techniken der Wissensspeicherung und Verwaltung in europäischer Perspektive zwischen 500 und ca.1800.
Die Einbeziehung und Weiterentwicklung von Methoden und Theorien in Forschung und Lehre sind ihr zentrales Anliegen. In dem DFG-finanzierten internationalen Netzwerk „Kalkulieren, Handeln, Wahrnehmen. Für eine neue Methodik der spätmittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte“ (2015–2018) erarbeitete sie als Teil eines zehnköpfigen Autorenkollektivs und als eine von drei Herausgeberinnen ein 2019 bei Palgrave erschienenes englischsprachiges Methoden- und Theoriehandbuch zur Wirtschaftsgeschichte. Der von ihr 2013 mitgegründete Arbeitskreis für spätmittelalterliche Wirtschaftsgeschichte (www.wirtschaftsgeschichte.org) stellt ein bereits gut etabliertes und durch einen Förderverein langfristig gesichertes Netzwerk dar, welches sich dezidiert Methodenfragen widmet. Außerdem ist sie Mitglied des Organisationskomitees des internationalen Netzwerks für mittelalterliche Finanzgeschichte GIRO (https://www.medievalfinancenetwork.com) .