Bring Them Down (2024)
Blutgetränktes Bauernleben in Irlands eindrucksvoller Kulisse
Michael lebt, als der letzte Sohn einer traditionsreichen Bauernfamilie, mit seinem kränklichen, mürrischen Vater Ray auf deren Hof. Das Einzige, das Michaels täglicher Einsamkeit und Isolation sowie den verdrängten Traumata seiner Vergangenheit entgegensteht, ist seine wertvolle Herde an Böcken, denen er den Großteil seiner Zeit widmet. Der fortlaufende Konflikt mit dem seit Jahren verfeindeten Bauern Gary und dessen Sohn Jack löst schließlich eine Spirale an gewalttätigen, blutigen Ereignissen aus, die sich auf beide Familien verheerend auswirken.
In seinem packenden Debüt legt Regisseur Chris Andrews anhand seiner eigenen Erfahrungen in der irischen Bauernkultur, in der er aufwuchs, offen dar, wie hart das Leben sein kann, wenn jeder Meter Land sowie jedes Tier eine enorme Wichtigkeit für das finanzielle Überleben spielen. Somit veranschaulicht er auch, wie schnell Gewalt entstehen kann, wenn einer dieser Faktoren in Gefahr schwebt.
Besonders intensiv bleibt hierbei die Natur Irlands im Gedächtnis, die durch ihre vielen verschiedenen Facetten fast als eigener Charakter der Handlung verstanden werden kann. Die kühle, teilweise karge Landschaft schafft eine befremdliche Atmosphäre der Entfremdung, die Micheals isoliertes Leben nur allzu gut spiegelt, während sie für Jack, oft in Dunkelheit, auch Gefahren verdeutlicht. In solchen spannenden, gefährlichen Szenen werden vermehrt Pauken und Trommeln eingesetzt, die ein Gefühl von böser Vorahnung bei den Zuschauer*innen auslösen können. Ansonsten wird an musikalischer Untermalung gespart, um der Natur und deren Geräuschen nicht in die Quere zu kommen, was wiederum gut auf die bereits thematisierte Einsamkeit angepasst ist, da diese ohne Außeneinflüsse greifbarer wird.
Erst ab der Mitte des Films stellt sich heraus, dass Jack, der Sohn des verfeindeten Nachbarn und Michaels ehemaliger Freundin Caroline, eine wichtige Rolle in der Handlung spielt. Denn fortan erfährt das Publikum bereits gesehene und neue Geschehnisse aus Jacks Perspektive, die die Handlung fortgehend erklären und zuspitzen. Hierbei kann kaum übersehen werden, dass Jacks und Micheals Charaktere sich sehr ähneln, was sich als ein Kernpunkt der Handlung herausstellt. Denn die Ähnlichkeiten ihrer Beiden Schicksale spiegelt die Problematik wider, die über Genrationen von Vater zu Sohn vererbt wird, nämlich dass die verwurzelte toxische Männlichkeit ihnen vorschreibt, dass es normal sei über ihre Emotionen nicht zu sprechen. Sowohl Micheal als auch Jack handeln gezielt im Sinne ihrer Väter, ob aus finanzieller Not oder dem Drang nach Rache, ist dabei kaum auseinanderzuhalten, da beides ein Bestandteil im Leben der beiden Familien zu sein scheint.
Die Schauspieler Christopher Abbott (bekannt aus Poor Things) und Barry Keoghan (bekannt aus Saltburn und Batman) leisten in ihren Rollen als Michael und Jack durchaus beachtliche Arbeit. Ohne viel Dialog schaffen sie es, einiges an komplexen Emotionen auszudrücken, darunter nicht nur raue Wut und Brutalität, sondern auch Verletzlichkeit, Schuld und Kummer.
Die Tradition, dass Männer nicht über ihre Gefühle sprechen, sondern diese für sich behalten, wird nicht nur in der irischen Kultur weitergegeben, sondern prägt heutzutage immer noch die Meinung vieler Menschen, wie Männer zu sein haben. Mithilfe der Darstellung dieser Problematik und davon, dass sie im schlimmsten Fall zu Gewalt führen kann, regt der Film geschickt zur Reflexion darüber an.
Letztlich ist eine Triggerwarnung unverzichtbar: Vor allem Tierliebhaber sollten sich gut überlegen, ob sie den Film sehen sollten, da neben viel rauer Sprache und Gewalt auch Tierblut vergossen wird. Wer also mit gewalttätigen Szenen, die sowohl Menschen wie auch Tiere betreffen, ein Problem haben könnte, sollte sich diesen Film auf keinen Fall ansehen. Eine offizielle Altersempfehlung gibt es nicht, meine wäre jedoch, dass der Film für Minderjährige noch nichts ist.
Allgemeine Filmdaten:
Originaltitel: Bring Them Down
Regie: Chris Andrews
Genre: Drama, Thriller
Produktionsland: Irland
Produktionsjahr: 2024
Sprache: Englisch, Irisch-Gälisch (mit deutschen Untertiteln)
Länge: 105 Minuten
Altersfreigabe: 18 Jahre
Triggerwarnung: Blut, Gewalt, Schimpfwörter