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Girls Will Be Girls (2024)

Der holprige Weg des Erwachsenwerdens eines Mädchens in Indien

Der Film girls will be girls, welcher aktuell auf dem Internationalen Filmfestival Mannheim Heidelberg läuft, handelt von der pflichtbewussten Oberschülerin Mira, welche auf eine Eliteschule in Nordindien geht. Gute Noten und das Einhalten von Regeln haben für sie und ihre Eltern höchste Priorität. Im Laufe des Films erfährt sie allerdings am eigenen Leib, dass das Leben mehr bereithält als strikte Vorschriften. Sie lernt ihre erste große Liebe kennen und leidet zugleich unter ihrer eingeschränkten Freiheit.

Girls will be girls ist das Spielfilmdebüt der Regisseurin Shuchi Talati, welche mit ihrem Kurzfilm Mae and Ash bereits mehre Awards gewann. Ihre Filme sprechen Themen wie Sexualität und Geschlechteridentität an. Die Entdeckung der eigenen Sexualität ist eines der zentralen Themen des Films, daher sind viele sexuelle Inhalte in den einzelnen Szenen zu sehen. Es wird im generellen viel Aufklärungs­arbeit betrieben, über den eigenen Körper und die Sexualität.  Die schauspielerische Leistung von Preeti Panigrahi, welche Mira spielt, ist hier besonders hervorzuheben, da sie es schafft, die schwierige Identitätsfrage, welche sie mehrfach plagt, glaubwürdig und authentisch zu vermitteln. Des Weiteren bekommt der Zuschauer die indische Kultur mit allen Werten und Traditionen sehr anschaulich zu sehen. Darüber hinaus wird auch deutlich, welche Steine Teile dieser Kultur und die generelle Gesellschafts­erwartung Miras freier Entfaltung in den Weg legen. Ihre Entwicklung von einem pflichtbewussten jungen Mädchen hin zu einer jungen Erwachsenen, welche das Leben mitsamt den Schönheiten und Schattenseiten kennenlernt, wird hier detailliert dargestellt. Allerdings hätte man die Dauer des Films, welche nämlich 118 Minuten beträgt, definitiv kürzen können und die Handlung kompakter gestalten können. Vor allem gegen Ende zieht sich der Film in die Länge. Die Aktualität, welche der Film hat, ist definitiv hervorzuheben. Themen wie die erste große Liebe, Konflikte mit den Eltern, Druck aufgrund von schulischen Leistungen werden intensiv behandelt. Welche Belastung die eingeschränkte Freiheit und fehlende Selbst­bestimmung für Mira darstellen, wird in girls will be girls beleuchtet. Zentrale feministische Fragen werden humorvoll eingekleidet. Witz und Humor erstrecken sich über den ganzen Film und erzeugen damit eine gelungene Authentizität. Der Film regt zum Nachdenken in vielen Aspekten an, beispielsweise über die Rolle der Frau und die Erwartungen, welche die Gesellschaft an eine Frau hat.

Meiner Meinung nach lohnt sich der Film für diejenigen, die gerne neue Kulturen kennenlernen und sich auf soziale und gesellschaft­liche Problematiken einlassen. Für ein Publikum, welches gerne die Entwicklung einer jungen Protagonistin verfolgen möchte und über die Rolle von Frauen in der Gesellschaft nachdenken möchte, ist der Film definitiv geeignet. Besonders für Frauen, welche selbst unter Identitätskrisen und unter den patriarchalischen Strukturen leiden, kann dieser Film eine gute Möglichkeit sein, um zu sehen, dass diese von einem selbst erfahrene Problematik gesehen wird.


Allgemeine Filmdaten:

Titel: Girls will be girls

Produktions­jahr: 2024

Produktions­land: Indien, Norwegen, Frankreich, USA

Länge des Films: 118 Minuten

Sprache: Hindi und Englisch mit englischem Unter­titel, Hindi