Den Text sowie Informationen zum Sammelband finden Sie hier.

Mit dem Erscheinen seiner preisgekrönten Autofiktion Le Livre brisé (Das zerbrochene Buch; 1989, Prix Medicis) hat Serge Doubrovsky Ende der 1980er Jahre einen Literatur­skandal ausgelöst und die Debatte um Möglichkeiten und Grenzen des autofiktionales Schreibens entfacht: das Buch enthüllt tabulos nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart das Autors, sondern erzählt – im gleichen Modus der spezifisch autofiktionalen Wahrheitssuche – die wahrhaftigen Szenen einer Ehe, die auf tragische Weise enden wird. So stellte sich in der Forschung anhand der Theorie des autobiographischen Paktes von Philippe Lejeune immer wieder die Frage, inwiefern die Ehefrau des Autors, Ilse, vor ihrem Tod in die Beschreibung des Ehepaars Doubrovsky eingewilligt bzw. diese sogar vorangetrieben hat. Das Kapitel mit dem Titel „Ehe-Roman“ erweist sich dabei als Schlüsselstelle für den gesamten Text und auch für das Verständnis einer bestimmten autofiktionalen Gegenwartsliteratur. Es wurde unter Beteiligung von Studierenden des Master­seminars erstmals ins Deutsche übersetzt und erschien 2021 im Sammelband Autofiction(s) et scandale, herausgegeben von Claudia Jacobi, Christine Ott und Lena Schönwälder (Romanische Studien, Beihefte 12).

 


Master­seminar: Formen der Selbsterzählung. Strukturen/Register des Gesprächs in der autobiographischen Darstellung

Claudia Gronemann (Romanisches Seminar), Arnulf Deppermann (Institut für Deutsche Sprache), Justus Fetscher (Seminar für deutsche Philologie)

 

Das Seminar untersucht Phänomene des autobiographischen Erzählens im interdisziplinären Zu­sammenhang von Sprach- und Literatur­wissenschaft und zielt auf eine gemeinsame Re­flexion derjenigen sprachlichen Prozesse, die zur Narrativierung von Erinnerung und schließ­lich der Modellierung spezifischer Identitätsformen führen. Darüber hinaus wird der Zu­sammenhang mit gestörten Erinnerungs­prozessen analysiert, wenn etwa traumatische Er­leb­nisse nicht oder nicht adäquat versprachlicht und bewältigt werden können. Und es geht drittens um die Aus­wirkung sprachlicher Interaktion auf den autobiographischen Erzählprozess.