Antike Wirtschaftsökologie: Agrarpolitik, Landwirtschaft und Nutztierhaltung

Der Forschungsschwerpunkt untersucht, wie Gesellschaften im Mittelmeerraum Landwirtschaft organisierten, Ressourcen nutzten und Tierhaltung gestalteten. Dabei stehen politische, ökonomische, ökologische und kulturelle Dimensionen gleichermaßen im Fokus. Ein zentrales Thema ist die Agrarpolitik der Gracchen: Mit der Umverteilung von Land griffen sie nicht nur in bestehende wirtschaftliche Strukturen ein, sondern etablierten auch neue institutionelle Verfahren etwa durch die Einsetzung einer Ackerkommission. Auch zwischenstaatliche Verträge regelten den gemeinsamen Zugang zu Ackerland, Weideflächen oder anderen Umweltressourcen – ein besonders anschauliches Beispiel ist Aigai, wo Schaf- und Ziegenzucht die ökonomische Basis bildeten und die Wollverarbeitung zugleich vertraglich abgesichert war. Darüber hinaus wird die symbolische Bedeutung tierischer Produkte erforscht, etwa das Einnähen von Leichen in Tierhäute, das Einblicke in interkulturelle Praktiken bietet. So entsteht im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft, Natur und Kultur ein facettenreiches Bild antiker Mensch-Umwelt-Beziehungen.