Prof. Dr. Hiram Kümper

Studiert habe ich in Bochum: Geschichte (am HiBo, das damals noch nicht so nett hieß), Philosophie und Germanistik. Promoviert worden bin ich dann 2007 allerdings tatsächlich in Mannheim (wenn auch als freier Doktorand mit leider nur sehr wenig realem Ortskontakt) bei Karl-Friedrich Krieger mit einer Studie zur Geschichte des sächsischen Landrechts in Mittelalter und früher Neuzeit. Danach war ich kurz Assistent an der Hochschule Vechta, zwischen 2009 und 2013 Akademischer Rat an der Universität Bielefeld und folgte schließlich von dort einem Ruf auf den neu geschaffenen Lehr­stuhl (W3) für Geschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit an der Universität Mannheim, der 2019 als Carl Theodor-Stiftungs­professur verstetigt worden ist. Hier bin ich nun und könnte zufriedener kaum sein.

In den frühen 2000ern habe ich mich vor allem mit den Normen­systemen beschäftigt, die das alte Europa strukturiert haben: mit Recht, mit Religion und Frömmigkeit, zuletzt mit Expertendiskursen sexueller Gewalt zwischen dem Hochmittelalter und dem Ende des Ancien Régime. Seit ich an der ehemaligen Handels­hochschule Mannheim angekommen bin, steht für mich die Wirtschafts- und Sozialgeschichte ganz oben auf der Agenda; dafür ist hier ein gutes Pflaster. Besonders treibt mich dabei die Brücke zwischen „Qualis“ und „Quantis“ an. 

Ein erkennbarer Fokus liegt in vielen meiner Arbeiten auf der Region – wobei das oft, aber eben nicht nur „Kurpfalz“ oder „Rhein-Neckar“ heißt, sondern vergleich­ende Perspektiven mit einschließt. Denn mit „kleinen Räumen“ (vulgo: der Region) habe ich mich im Grunde in jeder akademischen Station meines Lebens stets beschäftigt. Umso mehr bin ich stolz darauf, sowohl in die Kommission für geschichtliche Landes­kunde in Baden-Württemberg und die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften als auch in die Historische Kommission für Westfalen berufen worden zu sein. In letzter Zeit reizt mich an der Region immer mehr das Europäisch-Verbindende – vielleicht auch, weil diese Beschäftigung auch gesellschaft­lich und politischer immer wichtiger wird in unseren Tagen. Das erlebe ich nicht nur als Forscher und Mensch, sondern auch als PI in unserer Hochschul-Allianz ENGAGE.EU, die mir immer wieder ganz praktisch vor Augen führt, wie wichtig und fruchtbar Europa gerade auch für die Hochschulen ist.

Daneben hat mich stets die Frage begleitet, wie Geschichte eigentlich produziert, wahrgenommen und vermittelt, wie Geschichte wirksam wird: in der Schule, in der Hochschule und im Museum. Das funktioniert gut hier in Mannheim, dank großartiger Netzwerke und toller Partner. Mit ihnen zusammen forschen und lehren wir hier am Lehr­stuhl – und bewegen nicht nur im Kultursektor (in der Forscher­gruppe MARCIE mit ihren Weiterbildungs­angeboten oder durch das Beifach Geschichte kuratieren und vermitteln) etwas, sondern etwa auch im großangelegten regionalen Struktur­projekt Trans­forMA, das ich die Freude habe, gemeinsam mit Julia Derkau (ZLBI) zu leiten.

Dass historische Detailforschung immer wieder auch sehr konkret zur gesellschaft­lichen Debatte beitragen kann und sollte, erlebe ich nicht nur in diesen Kooperationen, sondern ist mir auch als Forscher wichtig und glaube ich, zum Beispiel in meinem Buch Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann: die Deutschen und die Hanse (2020, ²2021. 15 Minuten Ruhm auf der SPIEGEL-Bestseller-Liste „Wirtschafts­bücher“ und zurecht nur zweitplatz­ierter als „Historischen Buch des Jahres 2020“ hinter Dan Diners großartigem Ein anderer Krieg) gezeigt zu haben. Anfang 2026 erscheint bei Ullstein mein neuer Versuch in diesen Hinsicht: 1776. Traum und Erwachen der amerikanischen Nation. Dass ich bei all diesen und den hundert anderen kleinen und großen Dingen in Mannheim immer wieder über die Epochen- und Fächergrenzen springen kann und darf, empfinde ich als großes Privileg der hiesigen Institutskultur.

Für das Evangelische Studien­werk Villigst stehe ich als Vertrauensdozent nicht nur den evangelischen Studierenden der gesamten Universität gern für Auskünfte und Anliegen zur Verfügung.

ORCID: 0000-0002-6912-0874
Eintrag in Kürschners Gelehr­ten-Kalender.