(Real-)Löhne im Mittelalter
Projektbeschreibung
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Jordan Claridge (London School of Economics and Political Science) und Vincent Delabastita (Radboud Universiteit) bearbeitet.
Ziel des Projekts ist es, eine neue Grundlage für die Untersuchung von Veränderungen in der Entlohnung von Landarbeitern im spätmittelalterlichen England zu schaffen. Historiker wissen zwar seit langem, dass Löhne zu den besten Quellen für die Erforschung der Dynamik vorindustrieller Volkswirtschaften gehören, doch sind sowohl die Daten als auch die Annahmen, die vielen Lohnreihen zugrunde liegen, nach wie vor von einer gewissen Willkür geprägt. Ein Thema, das in der Literatur weitgehend ignoriert wird, ist die Zusammensetzung der Zahlungen, die die Arbeiter erhielten. Im mittelalterlichen England, wie in den meisten vormodernen Gesellschaften, wurden Löhne sowohl in bar als auch in Form von Sachleistungen gezahlt. Bislang wurden Sachbezüge entweder ignoriert oder ihr Wert wurde anhand eines Warenkorbs mit Verbraucherpreisindex (VPI) geschätzt.
Um dieses Problem zu lösen, werden in diesem Projekt direkte Beobachtungen der Geld- und Sachleistungen an Tausende von Landarbeitern, die zwischen ca. 1250 und ca. 1450 auf den Gütern der Grundherren arbeiteten, herangezogen. Durch die Kombination von Informationen über die Höhe, die Art und den Wert des an diese Arbeiter gezahlten Getreides werden wir eine weitaus genauere Datenreihe erstellen, als dies bisher möglich war. Auf diese Weise können im Rahmen des Projekts eine Reihe von Themen untersucht werden, darunter die Auswirkungen des Schwarzen Todes und der Lohngesetzgebung auf die Entlohnung und den Lebensstandard, die Frage, wie sich die Löhne nach Region und Geschlecht unterschieden, und die Gründe für das langfristige Fortbestehen von Sachleistungen in einer monetären Wirtschaft.