Verena Weller ist seit 2020 Doktorandin am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Universität Mannheim und Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Von 2013 bis 2019 studierte sie Geschichte und Romanistik an den Universitäten Mannheim, Paris-Sorbonne IV und Umeå und war 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Kleinkredit und Marktteilhabe.“
Frauen waren in allen Bereichen vertreten. Einzig im Gebiet der Wirtschaftsgeschichte schien es lange Zeit, als wären Frauen unterrepräsentiert gewesen. Die Notariatsregister aus dem 13. und 14. Jahrhundert verschiedener wirtschaftlich bedeutungsvollen Metropolen Südfrankreichs zeigen, dass sich Frauen selbstständig in der Wirtschaft bewegten.
Das Promotionsprojekt befasst sich mit der Untersuchung der Beteiligung von Frauen als Kreditgeberinnen, Schuldnerinnen und Entscheidungsträgerinnen in wirtschaftlichen Angelegenheiten Ende des 13. und am Anfang des 14. Jahrhunderts in Montpellier, einem der wichtigsten Wirtschaftszentren des mittelalterlichen Südfrankreichs. Obwohl die rechtlichen Bestimmungen im Spätmittelalter Frauen nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten erlaubten, ergaben erste Untersuchungen von Notariatsregistern, dass Frauen einen großen Anteil an den dortigen mittelalterlichen Kreditgeschäften hatten. In der Praxis des mittelalterlichen Wirtschaftens tauchen die Namen von Frauen als Vertragspartnerinnen, als Käuferinnen und als Erbinnen regelmäßig in den Quellen auf.
Ziel ist die Erarbeitung einer aussagekräftigen Mikrostudie zu den wirtschaftlichen Aktivitäten von Frauen unterschiedlicher sozialer Provenienz in einer mittelalterlichen Großstadt. In der eigens dafür geschaffenen Datenbank FEM (Les femmes dans l ́économie de Montpellier médiévale) werden Daten zu Frauen in der Kreditwirtschaft von Montpellier (Datum, Name, Familienstand, sozialer Status, Summe Vertragstransaktionen Geldbetrag) erfasst. Anhand dieser Zusammenstellung können die Befunde systematisch und auch quantitativ ausgewertet werden.