Die Arbeitsgemeinschaft INTER-FACES versteht sich als eine Gruppe von Mediävist*innen,
die das kleine Fach der mittelalterlichen Wirtschaft- und Sozialgeschichte mit einem
innovativen Impuls und neuen Forschungsideen voranbringen will. Um unser gemeinsames
Forschungsprojekt mit allen Interessierten teilen zu können, wird die AG mit working papers
die ersten Schritte und Thesen dokumentieren und das Thema damit in der scientific
community zur Diskussion stellen.
Unsere Projektidee: Die Erforschung von Schnittstellen in der vormodernen
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Die Arbeitsgemeinschaft INTER-FACES untersucht die Interaktion und die Transfers an
wirtschaftlichen und sozialen Schnittstellen im Hoch- und Spätmittelalter. Schnittstellen sind
von Menschen geschaffene Übergangszonen, die Kommunikation und u.a. auch materiellen
Güteraustausch zwischen zwei (oder mehreren) unterschiedlichen Teilbereichen der
Gesellschaft ermöglichen bzw. verbessern. In Anlehnung an die ursprüngliche Definition aus
dem IT-Bereich liegt ihre Aufgabe in dem wechselseitigen Transfer von Informationen
unterschiedlicher Beschaffenheit. Dadurch können auch historische Quellen miteinander
gedacht werden, die oft nicht gemeinsam betrachtet werden. Dementsprechend nutzen wir
unterschiedliche methodische und interdisziplinäre Ansätze zur Erforschung von
Schnittstellen.
Schnittstellen verbinden unterschiedliche wirtschaftliche und soziale Teilsysteme
in Herrschaft und Gemeinde, Land und Stadt usw. Diese differenten Zonen figurieren,
besonders im Mittelalter, nicht entlang linearer Grenz- oder Verbindungslinien, sondern bilden
meist skalierte Übergangszonen, die sich teils überlappen und insbesondere in face-to-face-
Interaktion an Schnittstellen treffen. Die Ermöglichung von Komplexität durch Schnittstellen
stabilisiert, so unsere These, die mittelalterliche Gesellschaft als Ganzes.
Da verlässliche Statistiken und harte Zahlen in Serie für die mittelalterliche Epoche
Mangelware sind, ist die Wirtschaftsgeschichte vormoderner Gesellschaften hauptsächlich auf
den Webstoff des sozialen Miteinanders ausgerichtet. Es sind die Menschen, die miteinander
(ver)handelten, Waren tauschten und neue Geschäfte in die Wege leiteten, daher ist die
Wirtschaftsgeschichte unmittelbar mit der Sozialgeschichte verknüpft. Der Zugang zu einem
tiefgreifenden Verständnis der mittelalterlichen Schnittstellen liegt daher in einer qualitativen
Auswertung schriftlicher Quellen.
Das Team