Johann Heinrich Lambert (1728-1777) war als Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler einer der bedeutendsten Denker des deutschen Sprachraums zwischen Wolff und Kant. Die Spannweite seiner philosophisch relevanten Arbeiten reicht von der Metaphysik über die Kosmologie und die Logik bis hin zur Ästhetik und Semiotik. Auf dem Boden der Leibnizschen und Wolffschen Tradition stehend, bemüht Lambert sich um die Ausbildung einer Universalsprache der Wissenschaften, ohne den Fokus auf die Naturwissenschaften einzuengen. In seiner Methodenlehre erkennt er die Berechtigung der strengen geometrischen Demonstration ebenso an wie die des Wahrscheinlichkeitsbeweises; sinnliche Erfahrung und Aufmerksamkeit auf die Sprache sind ihm ebenso wichtig wie die rationale Deduktion. Sein großes Projekt ist es, die Metaphysik als Grundwissenschaft durch Analyse der Begriffe auf apriorische Erkenntnis zurückzuführen und sie damit endlich zur verlässlichen Basis der darauf aufbauenden Wissenschaften zu machen.
Die von Hans Werner Arndt (1930-2004) begründete Ausgabe der Philosophischen Schriften Lamberts wurde von Lothar Kreimendahl mit den von Arndt testamentarisch zu diesem Zweck bereitgestellten finanziellen Mitteln fortgeführt.
Nach den bereits in den 1960er Jahren erschienenen Reprintbänden mit den großen erkenntnistheoretischen und ontologischen Werken (Bd. I-IV), dem deutschen philosophischen Briefwechsel (Bd. IX) sowie den logischen und philosophischen Abhandlungen (Bd.VI-VII) erschien 2006 Bd. V mit den Kosmologischen Briefen über die Einrichtung des Weltbaues. Damit wird dieses epochemachende Werk erstmals seit der Originalausgabe von 1761 wieder vollständig auf deutsch zugänglich gemacht. Bd. VIII (2007) enthält in zwei Teilbänden weitere philosophische Abhandlungen und Rezensionen, die bereits zu Lamberts Lebzeiten oder kurz nach seinem Tod ediert wurden. Band X (2008) präsentiert in drei Teilbänden philosophische Schriften, Entwürfe und Rezensionen aus dem Nachlass im Neusatz, darunter als Neuedition die beiden wichtigen frühen Entwürfe zum »Criterium veritatis« und »Über die Methode, die Metaphysik, Theologie und Moral richtiger zu beweisen« sowie erstmals Studien im Umkreis des Neuen Organon und der Anlage zur Architektonik mit verschiedenen Ansätzen zu einer Begriffsschrift, teleologische und ethische Betrachtungen, mehrere Abhandlungen zur Ästhetik und Religion und schließlich als Nachtrag zu Bd. VIII eine instruktive Selbstrezension des Neuen Organon (lateinisch, französisch und deutsch). Anfang des Jahres 2020 wurden die Philosophischen Schriften ergänzt durch einen Supplementband (gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung), der eine Neuausgabe des Monatsbuchs in einer erheblich verbesserten Lesung enthält. Die Einträge sind ausführlich kommentiert und durch zahlreiche Verweise mit einem Manuskript-, einem Briefkatalog und einer Primärbibliografie (einschließlich eines Rezensionenverzeichnisses) verzahnt.
10 Bände und Supplement. Hildesheim u.a. 1965-2020. Herausgegeben von Hans Werner Arndt†, fortgeführt von Lothar Kreimendahl. 7386 S., Leinen.