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Aktuelle Promotions­projekte


Annika Frank

Kein „nationalist superhero“. Identität und Politik in deutschsprach­igen Superheldencomics [Arbeits­titel]

Wie ihre amerikanischen Vorbilder entwerfen deutschsprach­ige Superheldencomics komplexe Figuren, spielen mit unter­schiedlichen Konzeptionen von Identität und nehmen darüber Bezug auf Diskurse, die die Öffentlichkeit und das Publikum beschäftigen. Das Dissertations­vorhaben fragt danach, wie deutsche Superheldencomics auf die amerikanischen Prätexte rekurrieren, welche Anschlüsse sie prozess­ieren und welche Modifizierungen sie im Sinne eines Kulturtrans­fers vornehmen. Zum Korpus zählen Texte seit den 1980er Jahren (z.B. Flattermann) bis zur Gegenwart (z.B. Austrian Superheroes und Das UPgrade).


Katja Holweck

Ernste Spiele. Zum dramatischen Œuvre Christian Dietrich Grabbes [Arbeits­titel]

C. D. Grabbe gehört zu den für die Entwicklung des modernen Theaters zentralen Dramatikern des frühen 19. Jahrhunderts. So bricht seine Dramaturgie über ihr agonal organisiertes Spiel mit den inhaltlichen und formalen Konventionen des Dramas mit der zeitgenössischen Theaterpraxis und rüstet so das Genre für die Moderne auf und um. Das genretheoretisch und literatur­historisch ausgerichtete Dissertations­vorhaben nimmt Grabbes ‚Modernetauglichkeit‘, seine par force betriebende ‚Arbeit am Drama‘ im Spannungs­feld von Tradition und Innovation in den Blick und unter­sucht hierzu, wie sich der Autor mit seinen verwerfungs­reichen Texten auf dem dramatischen Terrain zwischen Weimarer Klassik und Vormärz verortet. In den Fokus der exemplarischen Lektüren verschiedener, aus Grabbes früher, mittlerer und später Dramenproduktion stammender Texte rücken die Strategien seiner Selbstinszenierung, Autor- und Werkpolitik, sein zwischen Ernst und Scherz, Affirmation und Subversion oszillierendes Spiel mit Prätexten und Genrekonventionen sowie nicht zuletzt die Frage danach, wie Grabbes aus Irritation und Ambiguität setzende Poetik ästhetische Modi vorwegnimmt, die für das Theater der Gegenwart virulent sind.

[Gefördert im Rahmen der Landes­graduierten­förderung Baden-Württemberg]


Amelie Meister 

Von Wolfgang Herrndorf Lesen lernen. Studien zum Gesamtwerk [Arbeits­titel]

Das Dissertations­projekt bestimmt eine für Wolfgang Herrndorf spezifische Poetologie und projektiert die erste zusammenhängende monografische Analyse seines Gesamtwerks. Die Notwendigkeit einer makroperspektivischen Interpretation ergibt sich aus den  Beobachtungen, dass erstens in Herrndorfs autobiographischem Blog Arbeit und Struktur die Idee des Gesamtwerkes vehement propagiert wird und sich zweitens das Thema „Literatur­wissen“ als strukturbildendes, alle Texte verbindendes Element ausmachen lässt. Diese Zusammenhänge sollen literatur­wissenschaft­lich aufgearbeitet werden.

[Gefördert durch ein Promotions­stipendium des Evangelischen Studien­werks Villigst]


Caroline Wolfhard

Körperkult und Spektakel. Die Inszenierung von Alterität in Thomas Manns frühen
Erzählungen im Kontext der zeitgenössischen Unter­haltungs­kultur

[Arbeits­titel]

Alterität, Außen­seiter- und Künstlertum spielen eine zentrale Rolle im Werk Thomas Manns, einem der kanonischen und am meisten diskutierten Autoren des 20. Jahrhunderts. Er übernimmt, so die These dieses Promotions­projekts, Strategien aus der zeitgenössischen kommerziellen Unter­haltungs­kultur für die Inszenierung von Alterität in seinem Frühwerk. Das Promotions­projekt beschäftigt sich mit der Inszenierung und Herstellung von verschiedenen Varianten von Alterität in Thomas Manns frühen Erzählungen mit Blick auf die zeitgenössischen ‚Freak Shows‘ und Völkerschauen.


Janneke Meissner 

Über das Leben im Falschen: Paul Wührs offenes Spiel der Poesie[Arbeits­titel]

Die Prosa des experimentellen Autors Paul Wühr (1927–2016) gilt gemeinhin als widerspenstig, sperrig und nur schwer verständlich. Sie ist durchwoben von unzähligen, in zusammenhanglosen Paragraphen erzählten, en­zyklopädischen Bezügen der Geistes- und Kulturgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart des Schriftstellers. Ein Versuch, dem derart intrikat gesponnenen Verweis- und Erzählnetz nachzugehen, lässt die ‚Falle‘ der Prosa zuschnappen – die wuchernden Stoffe zu entflechten stellt kein Schlüssel zu den Texten dar, einmal entworrene Fäden laufen ins Leere. Statt das Ganze des Wühr’schen „Welttheaters“ durch seine Teile erschließen zu wollen, wie dies die Forschung bislang vor allem angestrebt hat, wählt dieses Promotions­projekt den Weg zum Kern der Prosa, in welchem ihre „Poetik des Falschen“ sitzt. In Analysen der die Texte methodisch auf allen Ebenen durchwirkenden und durch ihr selbstreferentielles Potenzial gerade erst hervorbringenden Poetik, wird – innerhalb von Extraktionen der expliziten wie impliziten Poetik und anschließenden Exegesen zu Sprache, Philosophie und Zeit der Texte – ein neuer und universaler Zugang zu Wührs Prosa geschaffen.


Abgeschlossene Promotions­projekte


Antonia Villinger 
Dramen der Schwangerschaft. Friedrich Hebbels „Judith“, „Maria Magdalena“ und „Genoveva“

Die Dramen Judith, Genoveva und Maria Magdalena Friedrich Hebbels rücken verschiedene Schwangerschafts­geschichten prominent in Szene. Aus einem kultur­wissenschaft­lich inspirierten Blickwinkel werden jene Textkonstellationen betrachtet, in denen die weiblichen und männlichen Figuren das Ungeborene imaginieren, die Konsequenzen einer möglichen Schwangerschaft erörtern und über Zeugung, Körper, Geschlecht sowie Geburt reflektieren. Die Studie liefert damit einen innovativen Beitrag zur Literatur­geschichte des Dramas im 19. Jh. und zur Kultur- und Wissensgeschichte der Schwangerschaft.

Die Studie ist im Ergon-Verlag erschienen. Dr. Antonia Villinger ist aktuell als Wissenschaft­liche Mitarbeiterin an der Universität Bamberg tätig.