
Dr. Almuth Ebke
Neuere und Neueste Geschichte
L 7, 7
Historisches Institut – Raum 204
68161 Mannheim
Mi, 16–17 Uhr (Anmeldung im Online-Tool)
Zur Person
Dr. Almuth Ebke ist seit Herbst 2013 Akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Mannheim. Sie studierte Neuere und Neueste Geschichte, Alte Geschichte und Neuere deutsche Literaturwissenschaft an den Universitäten Tübingen, Aix-Marseille I und Cambridge. 2009 M.Phil. in Modern European History der Universität Cambridge, 2011 Magister Artium der Universität Tübingen. Im Anschluss arbeitete sie von 2011 bis 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel. Sie wurde 2018 mit der Arbeit „Das Soziale denken: ‚Britishness‘ und die Neuverhandlung Großbritanniens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ promoviert (summa cum laude). Seitdem hatte sie Forschungsstipendien am Institute of Advanced Studies des University College London, an der Universität Cambridge sowie an den Deutschen Historischen Instituten in London und Washington D.C. inne.
Zu ihren Interessen- und Forschungsgebieten gehören die europäische Geschichte von Säkularismus in der „Moderne“, britische Sozial-, Politik- und Kulturgeschichte, die Geschichte angloamerikanischer Kulturwissenschaften sowie die Geschichte der Geschichtswissenschaften. Derzeit arbeitet Almuth Ebke an einem Habilitationsprojekt, welches anhand der transnationalen und transkonfessionellen Debatte über die „Inspiration“ der Bibel religiöse Konzeptierungsprozesse von „Modernität“ von den 1860er bis in die 1960er Jahre analysiert (Arbeitstitel: Gott und die Welt. Die Inspiration der Bibel und das Konzept der Moderne, ca. 1860–1960).
Sie ist Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD), im Arbeitskreis Großbritannien-Forschung (AGF), der AG Internationale Geschichte im VHD sowie der Royal Historical Society (RHS).
Sprechstunde
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Forschung
Laufendes Habilitationsprojekt
Arbeitstitel: Gott und die Welt. Die Inspiration der Bibel und das Konzept der Moderne, ca. 1860–1960Das Habilitationsprojekt untersucht die transnationale und konfessionsübergreifende Debatte über die „biblische Inspiration“, um religiöse Vorstellungen von Moderne sichtbar zu machen, die in gängigen historiographischen Perspektiven marginalisiert werden. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts polarisierten Auseinandersetzungen um die göttliche Autorschaft der Bibel die Theologie, veränderten kirchliche Institutionen und ihr Verhältnis zur Gesellschaft. Diese Auseinandersetzung war, so die These, grundlegend für den am Ende des 19. Jahrhunderts geprägten sozialwissenschaftlichen und theologischen Diskurs der Moderne. Die Studie zeigt, dass in unterschiedlichen Diskursräumen – katholisch, „mainline“-protestantisch und anglo-amerikanisch evangelikal – konkurrierende Konzepte des „Modernen“ entstanden, mit je eigenen institutionellen Folgen. In der Wissenschaft gewann der gemäßigte europäische Protestantismus mit der historisch-kritischen Methode Deutungshoheit. In dieser Vorstellung wurde eine spezifische, auf eine historische Evolution ausgerichtete Denkweise privilegiert, die von Historikern in Auseinandersetzung mit den naturwissenschaftlichen Entdeckungen und Entwicklungen der Zeit entwickelt, von religionshistorisch arbeitenden Theologen verbreitet und von Soziologen als gesellschaftlicher Normalzustand festgeschrieben – und bald als säkular gelesen – wurde. Durch die Rückbindung solcher „säkularer“ Vorstellungen von Moderne an ihre religiös-soziologischen Entstehungskontexte provinzialisiert das Projekt transatlantische Erzählungen der Moderne und rekonstruiert die theologisch-konfessionelle Vielfalt ihrer Ursprünge.
Abgeschlossenes Dissertationsprojekt (im Mai 2017 verteidigt)
Das Soziale denken: „Britishness“ und die Neuverhandlung Großbritanniens in der zweiten Hälfte des 20. JahrhundertsIn ihrer Promotion hat sich Almuth Ebke mit der Frage beschäftigt, wie soziale Ordnungsvorstellungen in Großbritannien in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit seit den 1960er Jahren neu verhandelt wurden. Das Projekt vertritt die These, dass vielschichtige gesellschaftliche Veränderungsprozesse wie das Aufkommen von schottischem und walisischem Nationalismus oder postkoloniale Migrationsbewegungen dazu führten, dass die bis dahin dominanten sozialen Ordnungsmodelle an Prägekraft verloren. Ausgehend von der historiographischen und politischen Debatte über „Britishness“ in den 1990er und frühen 2000er Jahren wird der dadurch ausgelöste Aushandlungsprozess zentraler Kategorien sozialer Ordnung anhand unterschiedlicher, bis in die 1960er Jahre zurückreichender Diskussionsstränge analysiert.
Das Projekt orientiert sich an neueren Überlegungen zu einer ideenhistorischen Geschichtsschreibung, die darauf abzielen, zeitgenössisch als selbstverständlich betrachtete Denk- und Handlungsmuster zu historisieren. Das Promotionsvorhaben leistet somit einen Beitrag zur Erfahrungsgeschichte der sozioökonomischen Transformationsprozesse, die seit den ausgehenden 1960er Jahren in Großbritannien und anderen westlichen Industriestaaten abliefen.
Konferenzorganisationen:
Conceptualising Modernity. An interdisciplinary dialogue
Vorbereitung einer interdisziplinären und epochenübergreifenden Tagung in Kooperation mit Dr. Christoph Haack und dem SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“ an der Universität Tübingen, 9.–10. Dezember 2021.Eighty Years of “The Lion and the Unicorn”: Society and Identity in Great Britain since World War II
Internationaler Workshop von Dr. Almuth Ebke zusammen mit Dr. Nikolai Wehrs (Universität Konstanz) und Dr. Daniel Larsen, (University of Cambridge), 11.–12. Juni 2021.Fellowships, Stipendien und Preise
Institute of Advanced Studies, University College London/
Deutsches Historisches Institut London
Fellowship10/
2024–3/2025 Deutsches Historisches Institut Washington D.C.
Habilitationsstipendium5/
2024–6/2024 Deutsches Historisches Institut London
Habilitationsstipendium4/
2024 Women go abroad, Universität Mannheim
Reisestipendium für Archivarbeit in den USA8/
2023 Deutsches Historisches Institut London
Habilitationsstipendium4/
2022–6/2022 DAAD
Jahresstipendium für den Aufenthalt als Visiting PhD Student an der University of Cambridge01/
2013–09/2013 Deutsches Historisches Institut London
Doktorandenstipendium für Archivarbeit in London10/
2012–12/2012 Preis des Fördervereins Geschichte an der Universität Tübingen
für die beste Magisterarbeit im akademischen Jahr 2010/11 10/
2011 Friedrich-Ebert-Stiftung
Stipendiatin der Grundförderung07/
2007–02/2011 Cambridge European Trust
Stipendium zur Finanzierung des M.Phil.-Studiums10/
2008–07/2009 Publikationen
Monographien
Britishness. Die Debatte über nationale Identität in Großbritannien, 1967 – 2008, Berlin/
Boston 2019 (Ordnungssysteme 55). - Rezension (PDF, 181 kB) von Juliane Clegg, in: GHIL Bulletin 20/
2 (2020), S. 101–106. - Rezension von Gerhard Altmann in: Sehepunkte 20 (2020), Nr. 11.
- Rezension (PDF, 4 MB) von Eva Detscher in: Politische Berichte 6 (2021), Beiheft, S. 3–5.
- Rezension von Benedikt Stuchtey in: HZ 316/
1 (2023).
The Party is over? Britische Wirtschaftspolitik und das Narrativ des „Decline“, Frankfurt a. M. 2012.
- Rezension (PDF) von Peter Beule, in: Archiv für Sozialgeschichte (online) 54, 2014.
Herausgeberschaft
Periodization and modernity, History of European Ideas 51/
2 (2025) (Themenheft in Zusammenarbeit m. Christoph Haack). Aufsätze/Beiträge
Aufsätze in Zeitschriften:
Periodization and modernity. An Introduction, History of European Ideas 51/
2 (2025) (zus. m. Christoph Haack), S. 307–320 (https://doi.org/10.1080/01916599.2024.2373542). Großbritannien und der Brexit. Aktuelle Forschungen und Perspektiven, Archiv für Sozialgeschichte 64 (2024), S. 433–454.
Long live the King? Vergangenheit und Zukunft der britischen Monarchie (PDF, 960 kB), Aus Politik und Zeitgeschichte 12/
13 (2023), S. 39–45. Identität. Die britische Neue Linke und die politischen Wurzeln eines umstrittenen Konzepts, Historische Zeitschrift 315 (2022), S. 350–384 (https://doi.org/10.1515/hzhz-2022-0027).
From “ethnic community” to “black community”: the cultural belonging of migrants between race relations research and the politics of blackness in 1970s and 1980s Britain (PDF), Bulletin of the German Historical Institute Washington DC, Supplement 15 (2020), S. 93–110.
The decline of the mining industry and the debate about Britishness of the 1990s and early 2000s, Contemporary British History 32/
1 (2018), S. 121–141 (https://doi.org/10.1080/13619462.2017.1408542).
Aufsätze in Sammelbänden:Between Empire and Nation: British Nationality Law and the Politics of Belonging in post-imperial Britain, in: Levke Harders, Falko Schnicke, Hrsg., Belonging across Borders. Transnational Practices in the Nineteenth and Twentieth Centuries, Oxford University Press: Oxford 2022, S. 263–286.
Thatcher als Zäsur? Die IWF-Krise 1976, gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen und das Narrativ des „British Decline“, in: Christoph Lorke, Rüdiger Schmidt, Hrsg., Der Zusammenbruch der alten Ordnung? Die Krise der Sozialen Marktwirtschaft und der neue Kapitalismus in Deutschland und Europa, Stuttgart 2020, S. 295–314.
From „bloody Brixton“ to „burning Britain“: placing the riots of 1981 in British post-imperial history, in: Knud Andresen, Bart van der Steen, Hrsg., A European youth revolt: European Perspectives on Youth Protest and Social Movements in the 1980s, Palgrave: Houndmills, Basingstoke 2015, S. 258–270 (https://doi.org/10.1007/978-1-137-56570-9_18).
Kleinere Beiträge:Essays and Reviews, the “greatest religious crisis of the Victorian age”?, in: GHIL-Blog (29.06.2023), URL: https://ghil.hypotheses.org/1618.
Zerbricht der Brexit das Vereinigte Königreich? Nationalismus und Autonomiestreben in Großbritannien seit 1977, in: Geschichte der Gegenwart (7.2.2021).
Rezensionen für HSozKult und das Journal of British Studies.
- Rezension (PDF, 181 kB) von Juliane Clegg, in: GHIL Bulletin 20/
Lehre
Proseminare
- Brexit? Großbritannien und Europa, FSS 2024
- Berlin in den „goldenen Zwanzigern“, HWS 2023
- Die Geschichte der Weimarer Republik, FSS 2023
- Von Dreyfus bis zur Weltwirtschaftskrise. Konflikte, Krisen und Skandale in der Dritten Französischen Republik, HWS 2022
- Von Churchill zum Brexit. Großbritannien und Europa nach 1945, FSS 2022
- Kulturkämpfe in Europe, 1860er–1880er, HWS 2021
- Kolonialismus und Imperialismus im deutschen Kaiserreich, FSS 2021
- Krisenjahre 1770–1820, HWS 2020
- Baptisten, Methodisten, Mormonen: Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts, FSS 2020
- Die Geschichte der Biologie im 19. Jahrhundert, HWS 2019
- Vom „awkward partner“ zum Brexit: Großbritannien und die EU, 1945–2016, FSS 2019
- Das deutsche Kaiserreich, 1871–1914, HWS 2018
- Säkularisierung in Europa im 19. Jahrhundert, FSS 2018
- Der Beginn der Moderne? Die Sattelzeit, ca. 1750–1850, HWS 2017
- Belle Époque, Fin de Siècle und Gründerzeit: die Jahrhundertwende transnational, FSS 2017
- Nation, Nationalismus, Nationale Identität in Großbritannien, HWS 2016
- „Class“ in Großbritannien im 20. Jahrhundert, HWS 2015
- Nationalismus in Schottland, ca. 1880–1980, FSS 2015
- Migrationsgeschichte Großbritanniens im 20. Jhd., HWS 2014
- Großbritannien in den 1970ern, FSS 2014
- Youth Cultures in Britain in the 20th Century, SS 2012
- Britain at the Crossroads: Change and continuity, 1960s–1980s, SS 2012
- The „English National Character“ in the 19th and 20th Century, WS 2011/
12 - The Conflict in Northern Ireland in the Twentieth Century, SS 2011
- Great Britain in the 1970s, WS 2010/
11
FSS 2014 – FSS 2019: regelmäßige Tutorien zu den Proseminaren
Übungen
- Vom Scopes Trial zu Roe vs. Wade: Amerikanischer Evangelikalismus von den 1920er bis in die 1970er Jahre, FSS 2023
- Häresie und Blasphemie im Zeitalter der Säkularisierung, HWS 2022
- Empire in Decline, 1890s–1920s, HWS 2021 (in Kooperation mit Sina Schuhmaier, M.A./Lehrstuhl für Anglistische Literatur- und Kulturwissenschaft)
- Hegel, Ranke und Co. Geschichte und Geschichtsphilosophie im 19. Jahrhundert, FSS 2021
- Zeit-Geschichte. Eine Geschichte von Zeit und Fortschritt, HWS 2020
- Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht, FSS 2020
- Moderne und Hochmoderne, HWS 2019
Ankündigungen und Neuigkeiten
- Sektion von Dr. Almuth Ebke auf dem 55. Deutschen Historikertag in Bonn
Dr. Almuth Ebke veranstaltete gemeinsam mit Prof. Dr. Veronika Settele eine Sektion zum Thema „Die Macht der Religion. Christliche Legitimationsstrategien in der westeuropäischen Moderne“. Mehr Informationen zur Sektion finden Sie hier. - Podcast „Processing history“
Wie definieren wir einen Prozess? Welche Typen gibt es – und wie prägen historische und kulturelle Kontexte unser Verständnis? Diese und andere Fragen diskutierte Kim König zusammen mit Dr. Almuth Ebke und Prof. Dr. Wolfgang Knöbl im GHIL-Podcast. Den Link dazu finden Sie hier. - Wie hängen Periodisierung und Moderne zusammen, und warum ist das problematisch? Neuer Artikel von Dr. Almuth Ebke in History of European Ideas
Die Einleitung des Themenhefts beleuchtet die enge, aber problematische Verknüpfung von Periodisierung und Moderne. Wir plädieren dafür, dieses Verhältnis zu historisieren, klassische Periodisierungsmodelle kritisch zu prüfen und alternative Zugänge zum historischen Schreiben zu erproben. Das Special Issue bringt Beiträge aus der mittelalterlichen, frühneuzeitlichen, neuzeitlichen und zeitgeschichtlichen Forschung zusammen, verbindet bisher getrennte Debatten und eröffnet neue Perspektiven auf historische Temporalitäten. Den Artikel finden Sie hier. - Wie erklären Historiker:innen den Brexit? Neuer Forschungsbericht von Dr. Almuth Ebke im Archiv für Sozialgeschichte
Großbritannien und der Brexit. Aktuelle Forschungen und Perspektiven, Archiv für Sozialgeschichte 64 (2024), S. 433–454. - Dr. Almuth Ebke ist Joint Visiting Research Fellow am Institute of Advanced Studies (UCL) und am German Historical Institute London
Zum 1. Oktober 2024 wird Dr. Almuth Ebke das Joint Visiting Postdoctoral Fellowship am Institute of Advanced Studies, University College London, und am German Historical Institute London antreten. Im Rahmen des Fellowships wird sie ihr Habilitationsprojekt zur theologischen Debatte über die Moderne (Gott und die Welt. Die historisch-kritische Bibelforschung und das Konzept der Moderne, ca. 1830–1920) weiterverfolgen. - Postdoctoral Scholarship am DHI London und Postdoctoral Research Fellowship am DHI Washington D.C.
Von April bis Juni 2024 ist Dr. Almuth Ebke Gast an den Deutschen Historischen Instituten London und Washington D.C., um vor Ort in Archiven und Bibliotheken für ihr Habilitationsprojekt zu recherchieren.