In diesem Semester findet die wöchentliche Sprechstunde donnertags von 15:30 bis 16:30 Uhr in L7,7 Raum 203 statt.
Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Geschichte des modernen Nationalstaats, der Europäischen Expansion und insbesondere des Britischen Empire im 18. und 19. Jahrhundert, den transatlantischen Beziehungen während des Kalten Krieges, der Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und der Gewerkschaften sowie der Exil- und Remigrationsforschung.
Besonderes Interesse gilt derzeit dem Zusammenhang zwischen der Ebene der globalen und der nationalen Geschichte vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Hierzu gehören die Geschichte der europäischen Expansion im langen 19. Jahrhundert und der Entstehung der modernen Nationalstaaten in Europa; aber auch die sich wandelnde Rolle nationalstaatlicher Politik vor dem Hintergrund der Globalisierung seit dem späten 20. Jahrhundert.
Ein in Planung befindliches Projekt widmet sich dem Wandel von Staatsdenken, staatlicher Praxis und nationalen Handlungsspielräumen unter den Bedingungen der Globalisierung vom Beginn der Hochmoderne um 1860 bis zum frühen 21. Jahrhundert. Das Projekt will die seit 1990 verbreitete Diagnose vom Verlust politischer Steuerungsfähigkeit des Nationalstaats durch Globalisierungs-prozesse aus historischer Perspektive untersuchen.
Konsenskapitalismus und Sozialdemokratie. Die Westernisierung von SPD und DGB, (Ordnungssysteme, Bd. 13) Oldenbourg Verlag, München 2003.
Die Studie untersucht den Wandel im politischen Denken und im Selbstverständnis der westdeutschen Arbeiterbewegung zwischen Mitte der 1940er und Mitte der 1960er Jahre. Die SPD wandelte sich in dieser Zeit von der proletarischen Klassenpartei zur linken Volkspartei, von der Systemopposition zur Regierungspartei in einer Großen Koalition. Zugleich begannen auch die westdeutschen Gewerkschaften, sich nicht mehr als antikapitalistische „Gegenmacht”, sondern als Interessenverbände der Arbeitnehmerschaft innerhalb der marktwirtschaftlichen Ordnung zu verstehen, deren Aufgabe es war, mit den Interessenvertretern der Arbeitgeberschaft zu verhandeln. Gefragt wird nach der Bedeutung, die Exilerfahrungen und Kontakte zwischen der westdeutschen und der amerikanischen Arbeiterbewegung für diesen Wandel hatten. Es geht im Grunde um eine transnationale Geschichte des Godesberger Programms.
Dieser Wandel wird als „Westernisierung” beschrieben, als Prozess interkulturellen Transfers. Westernisierung meint die Verbreitung angelsächsisch-westlicher Werte, wie etwa ein pluralistisches Gesellschaftsbild, ein liberaldemokratisches Politikverständnis, der Schutz der Rechte des Individuums vor dem Staat sowie des Privateigentums, in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, vor allem durch meinungsbildende Eliten, durch Intellektuelle und Publizisten, oder durch Funktionäre in Parteien und Verbänden. Damit ist aber keine einfache Übernahme solcher Ordnungsvorstellungen impliziert, sondern ein Prozess der Anverwandlung oder Akkulturation – so wird aus dem DGB eben keine Gewerkschaftsorganisation nach amerikanischem Muster.
Erdbeeren und Piraten. Die Royal Navy und die Ordnung der Welt 1770-1860, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012 (2. Auflage 2012).
Das Buch untersucht den Beitrag der Royal Navy zur weltweiten Durchsetzung einer europäischen Rechts- und Eigentumsordnung. Die Royal Navy war im frühen 19. Jahrhundert auf allen Weltmeeren präsent. Sie war nicht nur ein Instrument der Seekriegsführung, sondern auch dafür zuständig, die Wildnis Tasmaniens in einen Garten zu verwandeln und den malaysischen Piraten die Landwirtschaft nahezubringen. Die Vermessung der Welt, die “Verbesserung” der Natur und die Eingriffe in die Rechtssvorstellungen und Lebensweisen anderer Kulturen waren teil einer globalen, maritimen Ordnugspolitik, die die Grundlage für Großbritanniens imperiale Weltmachtstellung im 19. Jahrhundert legte. Diese Form der Machtpolitik basierte vor allem auf der Aneignung und Anwendung von Wissen. Das Buch ist die erste deutschsprachige Studie zur Rolle der Royal Navy in der europäischen Übersee-Expansion des 18. und 19. Jahrhunderts.
Prof. Dr. Julia Angster, Jg. 1968, ist seit 2012 Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Mannheim.
seit 2012 | W3-Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Mannheim |
2010 – 2012 | W3-Professorin für die Geschichte Großbritanniens und Nordamerikas an der Universität Kassel |
2008 – 2010 | Lehrstuhlvertretungen in Marburg, an der Humboldt-Universität Berlin und in Mannheim |
2008 | Habilitation in Tübingen zur maritimen Ordnungspolitik der Royal Navy in Übersee im 18. und 19. Jahrhundert |
2005/ | Wissenschaftliche Mitarbeiterin am GHIL London |
1995 – 2007 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. Assistentin am Seminar für Zeitgeschichte in Tübingen |
2000 | Promotion in Tübingen mit einer Arbeit zur Westernisierung von SPD und DGB (Promotionspreis der Universität Tübingen) |
1994 – 1996 | Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes |
1988 – 1994 | Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes |
1987 – 1994 | Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Tübingen und Oxford (St. John’s College) |