Dr. Almuth Ebke

Dr. Almuth Ebke

Akademische Mitarbeiterin
Universität Mannheim
Neuere und Neueste Geschichte
L 7, 7
Historisches Institut – Raum 204
68161 Mannheim
Sprechstunde:
Mi, 16–17 Uhr (Anmeldung im Online-Tool)

Zur Person

Dr. Almuth Ebke ist seit Herbst 2013 Akademische Mitarbeiterin am Lehr­stuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Mannheim. Sie studierte Neuere und Neueste Geschichte, Alte Geschichte und Neuere deutsche Literatur­wissenschaft an den Universitäten Tübingen, Aix-Marseille I und Cambridge. 2009 M.Phil. in Modern European History der Universität Cambridge, 2011 Magister Artium der Universität Tübingen. Im Anschluss arbeitete sie von 2011 bis 2012 als wissenschaft­liche Mitarbeiterin am Fach­bereich Gesellschafts­wissenschaften der Universität Kassel. Sie promovierte 2018 mit der Arbeit „Das Soziale denken: ‚Britishness‘ und die Neuverhandlung Großbritanniens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ (summa cum laude).

Zu ihren Interessen- und Forschungs­gebieten gehören die europäische Geschichte von Säkularismus in der „Moderne“, britische Sozial-, Politik- und Kulturgeschichte, die Geschichte angloamerikanischer Kultur­wissenschaften sowie die Geschichte der Geschichts­wissenschaften. Derzeit arbeitet Almuth Ebke an einem Habilitations­projekt, das sich mit der trans­nationalen und überkonfessionellen Debatte um die historisch-kritische Methode innerhalb der Theologie beschäftigt (Arbeits­titel: Gott und die Welt. Die historisch-kritische Bibelforschung und das Konzept der Moderne, ca. 1830–1920).

Sie ist Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD), im Arbeits­kreis Großbritannien-Forschung (AGF), der AG Internationale Geschichte im VHD sowie der Royal Historical Society (RHS).

  • Sprechstunde

    Meine Sprechstunde findet digital statt. Für einen Zoom-Termin tragen Sie sich bitte in die Liste ein.

    * Pflichtfelder

  • Forschung

    Laufendes Habilitations­projekt
    Arbeits­titel: Gott und die Welt. Die historisch-kritische Bibelforschung und das Konzept der Moderne, ca. 1830–1920

    Zu Beginn der 1860er Jahre entbrannte ein heftiger Streit um die historisch-kritische Bibelforschung. Diese theologischen Richtung war seit den 1830er Jahren vor allem im Umfeld der Universität Tübingen entwickelt worden und setzte dazu an, das Alte und das Neue Testament mit neuen wissenschaft­lichen, nämlich historisch-kritischen Methoden zu behandeln. Zentraler Streitpunkt war, ob man die Bibel als historischen Gegenstand behandeln dürfe. Für viele Zeitgenossen lag die Gefahr auf der Hand: Die Bibel, gerade von evangelikalen Christen als die ultima ratio menschlichen Lebens gesehen, lief in dem Moment, in dem sie als historisch gewordenes Objekt betrachtet wurde, die Gefahr, relativiert zu werden.

    Das Projekt liest die Kontroverse um die Historizität der Bibel als ein Streiten die Stellung der Kirchen in und ihre Haltung zur „Welt“: Hinter den einzelnen Haltungen zur Exegese standen zum Teil sehr unter­schiedliche Vorstellungen von historischer Entwicklung, (Heils-)-Geschichte und Zukunft, die sich in Weltdeutungen und Zeitlichkeits­vorstellungen niederschlugen. Dabei standen, so die These, drei Aspekte im Vordergrund: Theologisch betrachtet ging es um die Begründung religiöser Autorität. Institutionell lag der Fokus auf der Neupositionierung der Kirchen, insbesondere in westeuropäischen Ländern, angesichts wachsender staatlicher Einflussnahme. Kulturell betrachtet ging es um das Selbstverständnis der Kirchen als Orientierungs­punkt in einer sich wandelnden Welt. 

    Diese Auseinandersetzung war, so die These, grundlegend für den am Ende des 19. Jahrhunderts geprägten sozial­wissenschaft­lichen und theologischen Diskurs der Moderne. In diesem wurde eine spezifische, auf eine historische Evolution ausgerichtete Denkweise privilegiert, die von Historikern in Auseinandersetzung mit den natur­wissenschaft­lichen Entdeckungen und Entwicklungen der Zeit entwickelt, von religionshistorischen Theologen verbreitet und von Soziologen als gesellschaft­licher Normalzustand festgeschrieben wurde.

    Abgeschlossenes Dissertations­projekt (im Mai 2017 verteidigt)
    Das Soziale denken: „Britishness“ und die Neuverhandlung Großbritanniens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

    In ihrer Promotion hat sich Almuth Ebke mit der Frage beschäftigt, wie soziale Ordnungs­vorstellungen in Großbritannien in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit seit den 1960er Jahren neu verhandelt wurden. Das Projekt vertritt die These, dass vielschichtige gesellschaft­liche Veränderungs­prozesse wie das Aufkommen von schottischem und walisischem Nationalismus oder postkoloniale Migrations­bewegungen dazu führten, dass die bis dahin dominanten sozialen Ordnungs­modelle an Prägekraft verloren. Ausgehend von der historiographischen und politischen Debatte über „Britishness“ in den 1990er und frühen 2000er Jahren wird der dadurch ausgelöste Aushandlungs­prozess zentraler Kategorien sozialer Ordnung anhand unter­schiedlicher, bis in die 1960er Jahre zurückreichender Diskussionsstränge analysiert.

    Das Projekt orientiert sich an neueren Über­legungen zu einer ideenhistorischen Geschichtsschreibung, die darauf abzielen, zeitgenössisch als selbstverständlich betrachtete Denk- und Handlungs­muster zu historisieren. Das Promotions­vorhaben leistet somit einen Beitrag zur Erfahrungs­geschichte der sozio­ökonomischen Trans­formations­prozesse, die seit den ausgehenden 1960er Jahren in Großbritannien und anderen westlichen Industriestaaten abliefen.

    Konferenz­organisationen:

    Conceptualising Modernity. An interdisciplinary dialogue
    Vorbereitung einer interdisziplinären und epochen­übergreifenden Tagung in Kooperation mit Dr. Christoph Haack und dem SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“ an der Universität Tübingen, 9.–10. Dezember 2021.

    Eighty Years of “The Lion and the Unicorn”: Society and Identity in Great Britain since World War II 
    Internationaler Workshop von Dr. Almuth Ebke zusammen mit Dr. Nikolai Wehrs (Universität Konstanz) und Dr. Daniel Larsen, (University of Cambridge), 11.–12. Juni 2021.

  • Stipendien und Preise

    Institute of Advanced Studies, University College London/Deutsches Historisches Institut London
    Fellow­ship, 18000€

    10/2024–3/2025

    Deutsches Historisches Institut Washington D.C.
    Habilitations­stipendium, 6800€

    5/2024–6/2024

    Deutsches Historisches Institut London
    Habilitations­stipendium, 2600€

    4/2024

    Women go abroad, Universität Mannheim
    Reisestipendium für Archivarbeit in den USA, 5000€

    8/2023

    Deutsches Historisches Institut London
    Habilitations­stipendium, 7800€

    4/2022–6/2022

    DAAD
    Jahresstipendium für den Aufenthalt als Visiting PhD Student an der University of Cambridge, monatliches Stipendium à 1250€ + Studien­gebühren

    01/2013–09/2013

    Deutsches Historisches Institut London
    Doktoranden­stipendium für Archivarbeit in London, 5400€

    10/2012–12/2012

    Preis des Fördervereins Geschichte an der Universität Tübingen
    für die beste Magisterarbeit im akademischen Jahr 2010/11, 250€

    10/2011

    Friedrich-Ebert-Stiftung
    Stipendiatin der Grund­förderung

    07/2007–02/2011

    Cambridge European Trust
    Stipendium zur Finanzierung des M.Phil.-Studiums, £2500

    10/2008–07/2009

  • Publikationen

    Monographien

    Britishness. Die Debatte über nationale Identität in Großbritannien, 1967 – 2008, Berlin/Boston 2019 (Ordnungs­systeme 55).

    • Rezension von Juliane Clegg, in: GHIL Bulletin 20/2 (2020), S. 101–106.
    • Rezension von Gerhard Altmann in: Sehepunkte 20 (2020), Nr. 11.
    • Rezension von Eva Detscher in: Politische Berichte 6 (2021), Beiheft, S. 3–5.
    • Rezension von Benedikt Stuchtey in: HZ 316/1 (2023).

    The Party is over? Britische Wirtschafts­politik und das Narrativ des „Decline“, Frankfurt a. M. 2012.

    • Rezension von Peter Beule, in: Archiv für Sozialgeschichte (online) 54, 2014.

    Herausgeberschaft

    Periodization and modernity, History of European Ideas (Themenheft in Zusammenarbeit m. Christoph Haack, online 2024 erschienen).

    Aufsätze/Beiträge

    Aufsätze in Zeitschriften:

    Time in History, History in Time. New approaches to historical understanding of the past, English Historical Review (Rezensionsartikel im Auftrag der EHR, in Vorbereitung).

    Großbritannien und der Brexit. Aktuelle Forschungen und Perspektiven, Archiv für Sozialgeschichte (2024, im Druck).

    Periodization and modernity. An Introduction, History of European Ideas (zus. m. Christoph Haack, online 2024 erschienen).

    Long live the King? Vergangenheit und Zukunft der britischen Monarchie, Aus Politik und Zeitgeschichte 12/13 (2023), S. 39–45.

    Identität. Die britische Neue Linke und die politischen Wurzeln eines umstrittenen Konzepts, Historische Zeitschrift 315 (2022), S. 350–384.

    From “ethnic community” to “black community”: the cultural belonging of migrants between race relations research and the politics of blackness in 1970s and 1980s Britain, Bulletin of the German Historical Institute Washington DC, Supplement 15 (2020), S. 93–110.

    The decline of the mining industry and the debate about Britishness of the 1990s and early 2000s, Contemporary British History 32/1 (2018), S. 121–141.


    Aufsätze in Sammelbänden:

    Between Empire and Nation: British Nationality Law and the Politics of Belonging in post-imperial Britain, in: Levke Harders, Falko Schnicke, Hrsg., Belonging across Borders. Trans­national Practices in the Nineteenth and Twentieth Centuries, Oxford University Press: Oxford 2022.

    Thatcher als Zäsur? Die IWF-Krise 1976, gesellschaft­liche Ordnungs­vorstellungen und das Narrativ des „British Decline“, in: Christoph Lorke, Rüdiger Schmidt, Hrsg., Der Zusammenbruch der alten Ordnung? Die Krise der Sozialen Markt­wirtschaft und der neue Kapitalismus in Deutschland und Europa, Stuttgart 2020, S. 295–314.

    From „bloody Brixton“ to „burning Britain“: placing the riots of 1981 in British post-imperial history, in: Knud Andresen, Bart van der Steen, Hrsg., A European youth revolt: European Perspectives on Youth Protest and Social Movements in the 1980s, Palgrave: Houndmills, Basingstoke 2015, S. 258–270.


    Kleinere Beiträge:

    Essays and Reviews, the “greatest religious crisis of the Victorian age”?, in: GHIL-Blog (29.06.2023), URL: https://ghil.hypotheses.org/1618.

    ​​​​​​​Zerbricht der Brexit das Vereinigte Königreich? Nationalismus und Autonomiestreben in Großbritannien seit 1977, in: Geschichte der Gegenwart (7.2.2021).

     

    Rezensionen für HSozKult und das Journal of British Studies.

  • Lehre

    Proseminare

    • Brexit? Großbritannien und Europa, FSS 2024
    • Berlin in den „goldenen Zwanzigern“, HWS 2023
    • Die Geschichte der Weimarer Republik, FSS 2023
    • Von Dreyfus bis zur Weltwirtschafts­krise. Konflikte, Krisen und Skandale in der Dritten Französischen Republik, HWS 2022
    • Von Churchill zum Brexit. Großbritannien und Europa nach 1945, FSS 2022
    • Kulturkämpfe in Europe, 1860er–1880er, HWS 2021
    • Kolonialismus und Imperialismus im deutschen Kaiserreich, FSS 2021
    • Krisenjahre 1770–1820, HWS 2020
    • Baptisten, Methodisten, Mormonen: Erweckungs­bewegungen des 19. Jahrhunderts, FSS 2020
    • Die Geschichte der Biologie im 19. Jahrhundert, HWS 2019
    • Vom „awkward partner“ zum Brexit: Großbritannien und die EU, 1945–2016, FSS 2019
    • Das deutsche Kaiserreich, 1871–1914, HWS 2018
    • Säkularisierung in Europa im 19. Jahrhundert, FSS 2018
    • Der Beginn der Moderne? Die Sattelzeit, ca. 1750–1850, HWS 2017
    • Belle Époque, Fin de Siècle und Gründerzeit: die Jahrhundertwende trans­national, FSS 2017
    • Nation, Nationalismus, Nationale Identität in Großbritannien, HWS 2016
    • „Class“ in Großbritannien im 20. Jahrhundert, HWS 2015
    • Nationalismus in Schottland, ca. 1880–1980, FSS 2015
    • Migrations­geschichte Großbritanniens im 20. Jhd., HWS 2014
    • Großbritannien in den 1970ern, FSS 2014
    • Youth Cultures in Britain in the 20th Century, SS 2012
    • Britain at the Crossroads: Change and continuity, 1960s–1980s, SS 2012
    • The „English National Character“ in the 19th and 20th Century, WS 2011/12
    • The Conflict in Northern Ireland in the Twentieth Century, SS 2011
    • Great Britain in the 1970s, WS 2010/11

     

    FSS 2014 – FSS 2019: regelmäßige Tutorien zu den Proseminaren


    Übungen

    • Vom Scopes Trial zu Roe vs. Wade: Amerikanischer Evangelikalismus von den 1920er bis in die 1970er Jahre, FSS 2023
    • Häresie und Blasphemie im Zeitalter der Säkularisierung, HWS 2022
    • Empire in Decline, 1890s–1920s, HWS 2021 (in Kooperation mit Sina Schuhmaier, M.A./Lehr­stuhl für Anglistische Literatur- und Kultur­wissenschaft)
    • Hegel, Ranke und Co. Geschichte und Geschichtsphilosophie im 19. Jahrhundert, FSS 2021
    • Zeit-Geschichte. Eine Geschichte von Zeit und Fortschritt, HWS 2020
    • Wissenschaft­lich schreiben leicht gemacht, FSS 2020
    • Moderne und Hochmoderne, HWS 2019

Ankündigungen und Neuigkeiten

  • Dr. Almuth Ebke ist Joint Visiting Research Fellow am Institute of Advanced Studies (UCL) und am German Historical Institute London
    Zum 1. Oktober 2024 wird Dr. Almuth Ebke das Joint Visiting Postdoctoral Fellow­ship am Institute of Advanced Studies, University College London, und am German Historical Institute London antreten. Im Rahmen des Fellow­ships wird sie ihr Habilitations­projekt zur theologischen Debatte über die Moderne (Gott und die Welt. Die historisch-kritische Bibelforschung und das Konzept der Moderne, ca. 1830–1920) weiterverfolgen.
  • Postdoctoral Scholar­ship am DHI London und Postdoctoral Research Fellow­ship am DHI Washington D.C.
    Von April bis Juni 2024 ist Dr. Almuth Ebke Gast an den Deutschen Historischen Instituten London und Washington D.C., um vor Ort in Archiven und Bibliotheken für ihr Habilitations­projekt zu recherchieren.
  • Essays and Reviews: The ‘Greatest Religious Crisis of the Victorian Age’? Neuer Blogbeitrag von Dr. Almuth Ebke
    Die Auseinandersetzung um die theologische Schriftensammlung Essays and Reviews war im 19. Jahrhundert eine der bekanntesten Kontroversen in Großbritannien. Wie ändert sich unser Blick auf die Debatte, wenn wir sie nicht mehr nur als rein anglikanische, sondern als trans­nationale Auseinandersetzung lesen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Dr. Almuth Ebke in einem Beitrag auf dem Blog des DHI London.
  • Dr. Almuth Ebke zu Gast im SWR2 Forum „Eine Krönung für die Welt – Alle Augen auf König Charles“
    Eine Krönung für die Welt – ist die Coronation eine Flucht aus der Realität? Oder ist sie mehr? Darüber diskutierte Dr. Almuth Ebke mit Dr. Birte Förster, Udo Seiwert-Fauti und Thomas Ihm im SWR2 Forum am 5. Mai 2023. Den Link zur Sendung gibt es hier.
  • Dr. Almuth Ebke zu Gast bei WDR Lebens­zeichen: „Gott als König – König von Gottes Gnaden?“
    Warum haben Königshäuser auch in demokratischen Zeiten noch Anziehungs­kraft? Und welche symbolische Bedeutung hat das britische Königshaus für Staat und Gesellschaft? Über dies und noch mehr sprach Dr. Almuth Ebke mit Kirsten Dietrich in der WDR3-Sendung Lebens­zeichen. Den Link zur Sendung gibt es hier.