Fachstudienberatung Geschichte (B.Ed., M.Ed., M.Ed.-Erw.fach)
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Laufendes Habilitationsprojekt
Arbeitstitel: Das Andere der Moderne? Die historisch-kritische Bibelforschung und die „Einhegung“ von Religion, ca. 1860–1920
Zu Beginn der 1860er Jahre entbrannte ein heftiger Streit um die historisch-kritische Bibelforschung. Diese theologischen Richtung war seit den 1830er Jahren vor allem im Umfeld der Universität Tübingen entwickelt worden und setzte dazu an, das Alte und das Neue Testament mit neuen wissenschaftlichen, nämlich historisch-kritischen Methoden zu behandeln. Zentraler Streitpunkt war, ob man die Bibel als historischen Gegenstand behandeln dürfe. Für viele Zeitgenossen lag die Gefahr auf der Hand: Die Bibel, gerade von evangelikalen Christen als die ultima ratio menschlichen Lebens gesehen, lief in dem Moment, in dem sie als historisch gewordenes Objekt betrachtet wurde, die Gefahr, relativiert zu werden.
Anhand der Debatte um die historisch-kritische Bibelforschung soll herausgearbeitet werden, wie unterschiedliche Formen geschichtlichen Denkens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts um Vorherrschaft kämpften. Diese Auseinandersetzung war, so die These, grundlegend für den am Ende des 19. Jahrhunderts geprägten Diskurs der Moderne. In diesem wurde eine spezifische, auf eine historische Evolution ausgerichtete Denkweise privilegiert, die von Historikern in Auseinandersetzung mit den naturwissenschaftlichen Entdeckungen und Entwicklungen der Zeit entwickelt, von religionshistorischen Theologen verbreitet und von Soziologen als gesellschaftlicher Normalzustand festgeschrieben wurde.
Abgeschlossenes Dissertationsprojekt (im Mai 2017 verteidigt)
Das Soziale denken: „Britishness“ und die Neuverhandlung Großbritanniens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
In ihrer Promotion hat Almuth Ebke sich mit der Frage beschäftigt, wie soziale Ordnungsvorstellungen in Großbritannien in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit seit den 1960er Jahren neu verhandelt wurden. Das Projekt vertritt die These, dass vielschichtige gesellschaftliche Veränderungsprozesse wie das Aufkommen von schottischem und walisischem Nationalismus oder postkoloniale Migrationsbewegungen dazu führten, dass die bis dahin dominanten sozialen Ordnungsmodelle an Prägekraft verloren. Ausgehend von der historiographischen und politischen Debatte über „Britishness“ in den 1990er und frühen 2000er Jahren wird der dadurch ausgelöste Aushandlungsprozess zentraler Kategorien sozialer Ordnung anhand unterschiedlicher, bis in die 1960er Jahre zurückreichender Diskussionsstränge analysiert.
Das Projekt orientiert sich an neueren Überlegungen zu einer ideenhistorischen Geschichtsschreibung, die darauf abzielen, zeitgenössisch als selbstverständlich betrachtete Denk- und Handlungsmuster zu historisieren. Das Promotionsvorhaben leistet somit einen Beitrag zur Erfahrungsgeschichte der sozioökonomischen Transformationsprozesse, die seit den ausgehenden 1960er Jahren in Großbritannien und anderen westlichen Industriestaaten abliefen.
Konferenzorganisationen:
Conceptualising Modernity. An interdisciplinary dialogue
Vorbereitung einer interdisziplinären und epochenübergreifenden Tagung in Kooperation mit Dr. Christoph Haack und dem SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“ an der Universität Tübingen, 9.–10. Dezember 2021.
Eighty Years of “The Lion and the Unicorn”: Society and Identity in Great Britain since World War II
Internationaler Workshop von Dr. Almuth Ebke zusammen mit Dr. Nikolai Wehrs (Universität Konstanz) und Dr. Daniel Larsen, (University of Cambridge), 11.–12. Juni 2021.
Almuth Ebke ist seit Herbst 2013 akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Mannheim. Sie studierte Neuere und Neuste Geschichte, Alte Geschichte und Neuere deutsche Literaturwissenschaft an den Universitäten Tübingen, Aix-Marseille I und Cambridge. 2009 M.Phil. in Modern European History der Universität Cambridge, 2011 Magister Artium der Universität Tübingen. Im Anschluss arbeitete sie von 2011 bis 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel.
Im Rahmen ihres Promotionsprojektes verbrachte Almuth Ebke von Herbst 2012 bis Sommer 2013 Forschungsaufenthalte am DHI London und an der University of Cambridge. Sie promovierte 2017 mit der Arbeit „Das Soziale denken: ‚Britishness‘ und die Neuverhandlung Großbritanniens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ am Historischen Institut der Universität Mannheim (summa cum laude).
Zu ihren Interessen- und Forschungsgebieten gehören die europäische Geschichte von Säkularismus in der „Moderne“, britische Sozial-, Politik- und Kulturgeschichte, die Geschichte angloamerikanischer Kulturwissenschaften sowie die Geschichte der Geschichtswissenschaften – alles aus der Perspektive der Neuen Ideengeschichte. Sie ist Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD), im Arbeitskreis Großbritannien-Forschung (AGF), der AG Internationale Geschichte im VHD sowie der Royal Historical Society (RHS).
Stipendien und Preise
2022/ | Gerald D. Feldman-Reisebeihilfen der Max Weber Stiftung |
4/ | Deutsches Historisches Institut London |
2018 | Förderungsfonds Wissenschaft der VG Wort |
4/ | Stipendium des DAAD-Kongress- und Vortragsreiseprogramms für die Teilnahme an der ESSHC in Belfast, 4.–7. 4. 2018 |
1/ | Jahresstipendium des DAAD für einen Aufenthalt als Visiting PhD Student an der University of Cambridge |
10/ | Doktorandenstipendium am Deutschen Historischen Institut London |
10/ | Preis des Fördervereins Geschichte an der Universität Tübingen für die beste Magisterarbeit im akademischen Jahr 2010/ |
7/ | Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung (Grundförderung) |
10/ | Stipendiatin des Cambridge European Trust, Großbritannien |
Britishness. Die Debatte über nationale Identität in Großbritannien, 1967 – 2008, Berlin/
The Party is over? Britische Wirtschaftspolitik und das Narrativ des „Decline“, Frankfurt a. M. 2012.
Aufsätze in Zeitschriften:
Time in History, History in Time. New approaches to historical understanding of the past, English Historical Review (Rezensionsartikel im Auftrag der EHR, in Vorbereitung).
Long live the King? Vergangenheit und Zukunft der britischen Monarchie, Aus Politik und Zeitgeschichte 12/
Identität. Die britische Neue Linke und die politischen Wurzeln eines umstrittenen Konzepts, Historische Zeitschrift 315 (2022), S. 350–384.
From “ethnic community” to “black community”: the cultural belonging of migrants between race relations research and the politics of blackness in 1970s and 1980s Britain, Bulletin of the German Historical Institute Washington DC, Supplement 15 (2020), S. 93–110.
The decline of the mining industry and the debate about Britishness of the 1990s and early 2000s, Contemporary British History 32/
Aufsätze in Sammelbänden:
Between Empire and Nation: British Nationality Law and the Politics of Belonging in post-imperial Britain, in: Levke Harders, Falko Schnicke, Hrsg., Belonging across Borders. Transnational Practices in the Nineteenth and Twentieth Centuries, Oxford University Press: Oxford 2022.
Thatcher als Zäsur? Die IWF-Krise 1976, gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen und das Narrativ des „British Decline“, in: Christoph Lorke, Rüdiger Schmidt, Hrsg., Der Zusammenbruch der alten Ordnung? Die Krise der Sozialen Marktwirtschaft und der neue Kapitalismus in Deutschland und Europa, Stuttgart 2020, S. 295–314.
From „bloody Brixton“ to „burning Britain“: placing the riots of 1981 in British post-imperial history, in: Knud Andresen, Bart van der Steen, Hrsg., A European youth revolt: European Perspectives on Youth Protest and Social Movements in the 1980s, Palgrave: Houndmills, Basingstoke 2015, S. 258–270.
Kleinere Beiträge:
Zerbricht der Brexit das Vereinigte Königreich? Nationalismus und Autonomiestreben in Großbritannien seit 1977, in: Geschichte der Gegenwart (7.2.2021).
Rezensionen für HSozKult und das Journal of British Studies.
FSS 2014 – FSS 2019: regelmäßige Tutorien zu den Proseminaren