„Die Welt des Nationalsozialismus – Das globale Imaginäre im Dritten Reich“:
Das Globale verstanden als ein Imaginäres, d. h. als ein Bewusstsein von der eigenen Situiertheit in der Welt und von Welt als einem systemischen Zusammenhang, stellte einen grundlegenden Bestandteil der nationalsozialistischen Weltanschauung dar. Schon in Hitlers „Mein Kampf“ nahm ein wahnhaft-paranoider Welt- und Globalitätsbezug, der sich am prominentesten im Narrativ von der „jüdischen Weltverschwörung“ verdichtete, eine Schlüssefunktion bei der Formulierung des politische Programms des Nationalsozialismus ein. Trotz dieses zentralen Stellenwerts sind die Welt- und Globalitätsvorstellungen in der NS-Ideologie bislang nicht zum Gegenstand einer systematischen ideengeschichtlichen Untersuchung gemacht worden. Die Arbeit zeigt ausgehend von dieser Problemstellung, dass die „nationalsozialistische Weltanschauung“ als geistig-theoretische Grundlage des praktischen Versuchs ernst genommen werden muss, eine Weltordnung zu errichten, in der politische Herrschaft und wirtschaftliche Beziehungen nicht mehr durch die modernen universalistischen Abstraktionen des Rechts, des Tauschs und des politischen Interessenausgleichs legitimiert und vermittelt werden, sondern durch gewaltätigen Zwang und das Recht des Stärkeren ersetzt sind. Hierbei handelte es sich nicht einfach um eine nihilistische Praxis im Sinne eines unreflektierten Gruppenegoismus und Macht- und Gewinnstrebens, sondern um die bewusste und systematische Absage an die Prinzipien der Aufklärung und der mit diesen verbundenen politischen und wirtschaftlichen Verkehrsformen. Der Nationalsozialismus war keine blindwütige „Revolte gegen die moderne Welt“ (Julius Evola), sondern eine weltanschaulich begründete Negation des prekären unversalistisch-emanzipatorischen Gehalts der Moderne.
Monographien:
Dominik Nagl, Grenzfälle – Staatsangehörigkeit, Rassismus und nationale Identität unter deutscher Kolonialherrschaft, Frankfurt a. M. 2007.
Dominik Nagl, No Part of the Mother Country, but Distinct Dominions – Rechtstransfer, Staatsbildung und Governance in England, Massachusetts und South Carolina, 1630-1769, Berlin 2013.
Herausgeberschaften:
Dominik Nagl/
Aufsätze und Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden und sonstige Publikationen in Auswahl:
Lebensphilosophie, Verdinglichung und Kritik des Warenfetischismus. Zur Neuerfindung des Marxismus im Frühwerk von Georg Lukács, in: Rüdiger Dannemann (Hg.), Hundert Jahre transzendentale Obdachlosigkeit. Georg Lukács‘ Theorie des Romans neu gelesen, Bielefeld 2018, S. 229–253.
Dominik Nagl, Edward P. Thompson, die Neue Linke und die Krise im britischen Marxismus der 1960er und 70er Jahre, in: Bernd Hüttner et al. (Hg.), Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft, Münster 2016.
Dominik Nagl, „Der Selma-Montgomery-Marsch von 1965: Ein Wendepunkt in der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung“, in: Kinofenster 2/
Dominik Nagl, Europäische Kolonialreiche, in: Altay Coskun/
Dominik Nagl, „I am a part of everything that I have read“ – Der „Cowboy“-Präsident Theodore Roosevelt als Schriftsteller und Literaturkritiker, Publikation im Rahmen des des von Patrick Ramponi und Saskia Wiedner herausgegebenen Konferenzsammelbandes „Dichter und Lenker. Die Literatur der Staatsmänner, Päpste und Despoten vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart“ herausgegeben von Patrick Ramponi und Saskia Wiedner, Tübingen 2014, S. 253–268.
Dominik Nagl, The Governmentality of Slavery in Colonial Boston, 1690-1760, in: Zeitschrift für Amerikastudien (2013), S. 5–26 (Best Article Award der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien 2013).
Dominik Nagl, Policing the Periphery – Polizei, Gewalt und englische Rechtsinstitutionen im kolonialen South Carolina, in: Comparativ. Zeitschrift für Globalgeschichte und Vergleichende Gesellschaftsforschung 22 (2012), S. 17–49.
Dominik Nagl, Stadt, globale (nordamerikanische Hemisphäre), in: Friedrich Jäger (Hg.) Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 12, Stuttgart 2010.
Dominik Nagl/
Ulrike Hoeppner, Dominik Nagl, Jenseits der Staatlichkeit. Governance und Gouvernementalität als postmoderne Konzepte des Regierens, in: Sybille de la Rosa / Ulrike Hoeppner / Matthias Kötter (Hg.), Transdisziplinäre Governanceforschung. Gemeinsam hinter den Staat blicken, Baden-Baden 2008, S. 111–133.
Ulrike Hoeppner / Dominik Nagl, Governance e governamentalità nelle aree di statualità limita, in Giovanni Fiaschi (Hg.), Governance oltre lo Stato?, Rubbettino 2008, S. 143–166.
Dominik Nagl, diverse Beiträge in: Thomas Grumke / Bernd Wagner (Hg.) Handbuch Rechtsradikalismus – Personen, Organisationen, Netzwerke. Vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft, Opladen 2002.
Dominik Nagl ist seit Herbst 2012 akademischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Mannheim. Er studierte Geschichte, Nordamerikastudien und Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und der University of Bath (UK). Von 2004 bis 2010 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien und am DFG-Sonderforschungsbereich 700 »Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit« sowie von 2011 bis 2012 am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel beschäftigt. Er promovierte 2011 mit der Arbeit »No Part of the Mother Country, but Distinct Dominions – Rechtstransfer, Staatsbildung und Governance in England, Massachusetts und South Carolina« am Friedrich-Meinecke-Institut (Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften) der Freien Universität Berlin.