Lemoande Blessing (2025)

Chris Merolas Regiedebüt Lemonade Blessing (2025) ist eine Coming-of-Age-Tragikomödie, die innerhalb von 100 Minuten die Diskrepanz zwischen Selbstfindung und religiösem Selbstanspruch, Intimität und Scham sowie Sexualität und Gottesfürchtigkeit enthüllt. Der Film feierte seine Premiere am 5. Juni 2025 auf dem Tribeca Film Festival. Jake Ryan, der Hauptdarsteller, hatte zuvor in Wes Andersons Moonrise Kingdom und Asteroid City diverse Nebenrollen, Lemonade Blessing hingegen ist seine erste Hauptrolle.
Der 15-jährige John Santucci (Jake Ryan) wird von seiner tiefreligiösen Mutter Mary (Jeanine Serralles) auf die katholische Highschool St. Dymphnas geschickt, wo er seinen Glauben verfestigen und zu einem guten Christen erzogen werden soll. Dort verliebt er sich Hals über Kopf in seine rebellische Mitschülerin Lilith (Skye Alyssa Friedman), die ihre strenge Erziehung hasst und seinen Glauben gewaltig auf die Probe stellt. Während Lilith seine Grenzen immer weiter testet, gleitet John in eine Identitätskrise ab und beginnt, seine Vorstellungen von der Welt zu hinterfragen.
“Dymphnas is where you go to meet god”, mit diesem Satz empfängt die Schulleiterin die neuen Schüler*innen, unter denen sich auch John befindet. Doch ironischerweise ist Dymphnas der Ort, an dem John seinen Glauben das erste Mal in Frage stellt. Anstelle von Gott lernt er Lilith kennen; Lilith, die erste Frau Adams, die aus dem Paradies floh, da sie sich weigerte, sich ihm zu unterwerfen. Ein zentrales Thema in Lemonade Blessing ist das misogyne Frauenbild, das nicht nur durch die streng religiöse Erziehung in St. Dymphnas, sondern auch durch den übermäßigen Pornographie-Konsum der pubertierenden Jungs reproduziert wird. John macht erste sexuelle Erfahrungen und ist dabei innerlich zerrissen: Intimität ist immer mit Scham verbunden und seine Sehnsucht nach körperlicher Nähe lässt sich weder mit seinem religiösen Selbstanspruch, noch mit dem Anspruch, den seine Mutter an ihn hat, vereinbaren. Als John auf Liliths Wunsch eine Bibel verbrennt, verbrennt er auch einen Teil von sich selbst. Chris Merola besuchte selber eine katholische Highschool, weshalb Lemonade Blessing auch ein Stück weit als autobiografisches Selbstbekenntnis gesehen werden kann.
Lemonade Blessing spielt mit dem Wechsel zwischen Witz und der angemessenen Menge an Ernsthaftigkeit, um Johns Weg zur Selbstfindung in all seinen Facetten aufzubereiten. Die Dialoge erinnern mit ihrem Aufbau an die typischen Dialogszenen in Wes Andersons Filmen. Der Vintage-Filter und die Musik erzeugen dabei die typisch nostalgische Coming-of-Age-Ästhetik.
Lemonade Blessing ist ein urkomischer und gleichzeitig tiefemotionaler Film, der wichtige Themen behandelt und dabei stets unterhaltsam bleibt. Er regt zum Nachdenken darüber an, wie streng religiöse Erziehung junge Menschen in ihrer Entwicklung hemmen kann. Insbesondere die nostalgische Atmosphäre und der unbeschwerte Humor verleihen dem Film seinen Charme. Der Film ist nicht nur für junge Zuschauer*innen, die sich mit den behandelten Themen identifizieren können, empfehlenswert, sondern im Allgemeinen für alle Menschen, die guten Humor schätzen und sich selbst nicht zu ernst nehmen.