LifeHack (2025)

Letzte Woche durfte ich im Rahmen des Internationalen Filmfests Mannheim-Heidelberg den Film LifeHack sehen und der Eindruck wirkt noch immer nach. Der Debütfilm von Ronan Corrigan verbindet Thriller-Elemente mit einer sehr präzisen Beobachtung der digitalen Gegenwart. Erzählt wird die Geschichte einer Gruppe jugendlicher Hacker*innen, die einen groß angelegten digitalen Diebstahl begehen. Ausgangspunkt ist ein vermeintlich klar strukturierter Plan, doch die Grenzen zwischen virtuellen Räumen und realen Konsequenzen verschieben sich im Verlauf des Films immer stärker.
Auffällig ist zunächst die formale Gestaltung: LifeHack bedient sich des Screenlife-Formats, also einer Erzählweise, die sich vollständig über Bildschirme, Fenster, Chats und Videokonferenzen entfaltet. Dabei wirkt das Konzept keineswegs wie ein technischer Trick, sondern wie eine bewusste Entscheidung, um die Perspektive der Figuren konsequent ernst zu nehmen. Die Kameraarbeit und das Sounddesign schaffen eine Atmosphäre permanenten Drucks, in der jede Nachricht, jede Bewegung eines Mauszeigers und jede Unterbrechung im Datenstrom erzählerisches Gewicht erhält. Die Ästhetik ist klar, schnell, strukturiert, aber nie überladen – ein gelungener Versuch, digitale Kommunikation filmisch sichtbar und fühlbar zu machen.
Inhaltlich überzeugt der Film vor allem durch seine Figuren: Die Jugendlichen, die sich zu ihrem digitalen Coup zusammenschließen, werden nicht auf stereotype Rollen reduziert. Stattdessen zeigt der Film, wie unterschiedliche Lebensrealitäten, familiäre Verpflichtungen und soziale Unsicherheiten in den digitalen Raum hineinreichen und das gemeinsame Handeln prägen. Diese Figuren agieren nicht nur in einer virtuellen Umgebung, sondern tragen zugleich ihre persönlichen Konflikte in die Handlung hinein. Dadurch entsteht ein unerwartet vielschichtiges Bild einer Generation, die technisch souverän, zugleich aber emotional verletzlich ist.
Besonders beeindruckt hat mich die Art, wie der Film Spannung erzeugt: Der klassische Aufbau eines Heist-Films – Planung, Durchführung, Eskalation – bleibt erkennbar, wird jedoch durch das Screenlife-Prinzip neu interpretiert. Die Handlung wechselt zwischen digitaler Präzision und realer Unsicherheit. Sobald die Jugendlichen gezwungen sind, den Bildschirm zu verlassen und in körperliche Interaktion zu treten, verschärft sich die Bedrohung fühlbar. Das Zusammenspiel der beiden Ebenen wirkt sehr durchdacht und gibt dem Film eine besondere Dynamik.
Inhaltlich thematisiert LifeHack auch die Machtstrukturen der digitalen Welt: Die Frage, wem Technologie dient, wer Zugang zu ihr hat und wer sie kontrolliert, bildet einen substanziellen Kern der Erzählung. Der Film reflektiert damit nicht nur individuelle Entscheidungen, sondern stellt größere gesellschaftliche Zusammenhänge in den Raum. Gerade dieser Aspekt hat die Vorführung beim Festival für mich besonders interessant gemacht – weil er zeigt, wie eng persönliche Motive und systemische Ungleichheiten miteinander verwoben sind.
Insgesamt war LifeHack ein bemerkenswerter Festivalbeitrag: formal konsequent, erzählerisch präzise und thematisch relevant. Der Film schafft es, digitale Räume nicht nur als Schauplatz, sondern als eigenständige filmische Wirklichkeit ernst zu nehmen. Für Zuschauende, die an Gegenwartskino, digitaler Kultur und jungen Perspektiven interessiert sind, ist dieser Film eine klare Empfehlung.