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What Does That Nature Say to You (2025)

Bei What Does That Nature Say to You (ko: Geu jayeoni nege mworago hani) handelt es sich um ein 108-minütiges Drama aus der Feder des südkoreanischen Filmemachers Hong Sang-soo. Es behandelt das erste Aufeinandertreffen des Protagonisten Dong-hwa mit der Familie seiner Lebens­gefährtin. Die Uraufführung fand 2025 im Rahmen der 75. Berlinale statt.

Als der 35-Jährige Dichter Dong-hwa (Ha Seong-guk (Mimang)) seine Freundin Jun-hee (Kang So-yi) am Anwesen ihrer Eltern absetzt, treffen sie zufälligerweise auf ihren Vater Or-yeong (Kwon Hae-yo (Peninsula)). Nun ist Dong-hwa dazu angehalten, den Tag gemeinsam mit Jun-hee, ihrer Familie und einer Menge Alkohol zu verbringen, um einander kennenzulernen. Die zu Beginn äußerst respektvollen Interaktionen werden im Verlauf des Tages immer ungehaltener und die aufgesetzte Maske der Höflichkeit scheint allmählich zu fallen.

In What Does That Nature Say to You liegt der Fokus alleinig auf der Kommunikation zwischen den Figuren, was sehr typisch für einen Film von Hong Sang-soo ist; denn bei gescheiterter Kommunikation und komplizierten Beziehungen handelt es sich um eine Art Steckenpferd des Regisseurs. Deutlich wird dies in diesem Fall unter anderem durch die ästhetische Gestaltung des Films: Während eines Dialogs bewegt sich die Kamera nur selten. Im Zuge dessen fällt der episodische Charakter des Films auf. Es scheint, als hätte Hong Sang-soo die Handlung in verschiede Akte unter­teilt. Eingeleitet werden diese mit einer weißen Zahl auf schwarzer Leinwand, beendet werden sie mit einem Hardcut. Meistens geschieht dies bei Ortswechseln, wobei der Weg zum nächsten Ziel den Zuschauer*innen erspart bleibt. Auch auditiv weist What Does That Nature Say to You Besonderheiten auf, da er musikalisch nur sporadisch unter­legt ist. Es scheint als wollte Hong Sang-soo sicherstellen, dass jeder einzelne Faktor, welcher von der Kommunikation ablenken könne, beseitigt wird. Die oben aufgeführten Aspekte und die häufigen Wiederholungen innerhalb der Gespräche tragen dazu bei, dass der Film entschleunigt wird und somit auch ein wenig langatmig erscheinen kann. 

Betrachtet man die Dialoge und anderweitige Interaktionen genauer, wird schnell ersichtlich, dass der Film das Ziel verfolgt, das Publikum in Unwohlsein zu versetzen, so wie es bei den fiktiven Figuren der Fall ist – und das mit Erfolg; auch bei oberflächlich vielleicht höflich erscheinende Äußerungen wird das eigentlich Gemeinte, welches häufig unhöflicher Natur war, rasant deutlich. Diese gestörte Beziehung zwischen Inhalt und Ausdruck trägt dazu bei, dass die Gespräche Unwohlsein beim Publikum erzeugen können. Während man bei manchen Äußerungen aufgrund ihrer Absurdität mit Schmunzeln reagieren mag, können andere ein so starkes Gefühl von Fremdscham auslösen, dass man als Zuschauer*in am liebsten im Erdboden versinken möchte. 

Neben seinen Motiven scheint Hong Sang-soo auch an den Schauspieler*innen festzuhalten, die er gerne für seine Filme engagiert. Abgesehen von Kang So-yi, welche mit What Does That Nature Say to You ihr Schauspieldebut feiert, arbeiteten die anderen Darsteller*innen beispielsweise in Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall bereits miteinander. 

Abschließend lässt sich feststellen, dass es sich bei What Does That Nature Say to You auf seiner eigenen Weise um einen gelungenen und äußerst interessanten Film handelt, der jedoch aufgrund seines außergewöhnlichen Stils nicht bei allen Anklang finden wird. Wer sich einen gemütlichen Film zum Wohlfühlen mit einen Happy End wünscht oder eine aufregende Kameraführung und schnelle Schnitte erwartet, ist bei diesem Film schlecht aufgehoben. Sollte man jedoch bereit sein, sich auf ein entschleunigtes und beim Ansehen ungemütliches Kunstwerk einzulassen, oder bereits an anderen Werken von Hong Sang-soo Gefallen gefunden haben, ist What Does That Nature Say To You definitiv zu empfehlen.