Annick Benz

Annick Benz

Doktorandin
Universität Mannheim
L 7, 7 – Raum 205
68161 Mannheim

Zur Person

Annick Benz ist Doktorandin am Lehr­stuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Mannheim. Sie studierte Geschichte, Germanistik und Ethik und Kulturphilosophie an den Universitäten Mannheim und Heidelberg. Von Mai 2021 bis Februar war die Freie Historikerin auch als Wissenschaft­liche Hilfskraft im Bereich IT (Webseitenpflege, EDV Mantainance und Social Media Management) am Lehr­stuhl tätig. Von April bis Juli 2022, April bis Juli 2024 und Oktober 2024 bis April 2025 vertrat sie zudem die Akademische Mitarbeiterin am Lehr­stuhl für Neuere und Neueste Geschichte.


  • Promotions­projekt

    „Wir und die Anderen?“ Queere Selbstbilder und Gesellschafts­entwürfe 1970–1995

    Betreuerin: Prof. Dr. Julia Angster

    Der Beschluss der „Ehe für alle“ am 30. Juli 2017 stellte ein Novum in der deutsch-deutschen Geschichtsschreibung dar. Denn zum ersten Mal wurde nicht nur queeren Menschen Zugang zu einem der wichtigsten Bürgerrechte gewährt. Diese historische Gesetzgebung zeigt vielmehr auch, dass diese nunmehr als der heteronormativen Mehrheit weitgehend gleich­gestellte und gesellschaft­lich relevante Gruppe in einer deutlich liberaleren Gesellschafts­ordnung angekommen waren. Ein Ergebnis, das noch wenige Jahrzehnte zuvor nicht selbstverständlich erschien. Vielmehr wurde die „Ehe für Alle“ zum Kulminations­punkt einer langen Entwicklung, die sich direkt mit der erneuten Konstituierung einer Queeren Emanzipations­bewegung verknüpfen lässt. Diese hatte seit Anfang der 1970er Jahre, flankiert von der Studenten- und der neuen Frauenbewegung, und unter der stolzen Selbstzeichnung „Schwul“ und „Lesbisch“, erstmals den Versuch unter­nommen, sich als gesellschaft­liche Kraft zu konstituieren und auf dieser Basis die soziale und politische Landschaft in Westdeutschland zu trans­formieren.

    Die Dissertation unter­sucht, wie lesbische Frauen und schwule Männer in der Bundes­republik Zugehörigkeit herstellten und sich als gesellschaft­lich relevante Gruppe positionierten. Im Zentrum steht die Aushandlung eigener Selbstzuschreibungen und Gesellschafts­entwürfe zwischen frühem Differenzdenken und dem späteren Leitsatz „Anders, aber trotzdem gleich“. Anhand des Rhein-Neckar-Raums – mit den frühen Polit­gruppen Homo Heidelbergensis (ab 1972) und der Schwulen Aktion Mannheim (SchAM, ab 1975) sowie einer seit Mitte der 1970er Jahre zunehmend autonomen Lesbenbewegung – analysiert die Arbeit die Wechsel­wirkung von Bewegungs­praxis, städtischer Öffentlichkeit und politischer Arena. „Queer“ wird dabei bewusst als anachronistischer Analysebegriff genutzt, um unter­schiedliche, historisch variierende Selbst- und Fremdbezeichnungen bündig vergleich­bar zu machen.

    Methodisch verbindet das Projekt Regional- mit trans­nationaler Geschichte und Diskursanalyse und folgt so dem Ansatz der Neuen Ideengeschichte, die um eine trans­nationale Perspektive erweitert wird. Es rekonstruiert die Vorbedingungen vor 1972, wie Stigmatisierungen und Subkulturen, sowie die kollektive Konstituierung und inneren Konfliktlinien, etwa die Debatte zwischen „Integration oder Emanzipation“ und die Geschlechterordnung.  Darüber hinaus unter­sucht es die Ausdifferenzierung von Infrastruktur und Politikformen, den Paradigmenwechsel durch trans­atlanti­sche Impulse der Gay Liberation (u. a. über US-Garnisonen, Reisen und Literatur), die Zäsur der AIDS-Krise und den Wandel öffentlicher Semanti­ken sowie die Konsolidierung der 1990er Jahre mit erweiterten Partizipations­ansprüchen.

    Die Studie leistet somit einen Beitrag zur Geschichte der alten Bundes­republik, zur queeren Zeitgeschichte und zur Trans­ferforschung. Sie zeigt, wie sich Selbstbilder, Zugehörigkeiten und Praktiken in Mannheim und Heidelberg, aber auch national verschoben, und erklärt, unter welchen regionalen und trans­nationalen Bedingungen der „Aufbruch in die Mitte der Gesellschaft“ gelang, der langfristig in rechtliche und gesellschaft­liche Liberalisierungen und einer Neudefinition des Begriffs „Normal“ mündete.

  • Stipendien

    • Kurzzeitstipendium der Landes­graduierten­förderung (September – Dezember 2019)
  • Forschungs­schwerpunkte

    • Queere Geschichte aus regionaler, nationaler und globaler Perspektive
    • Frauen- und Geschlechtergeschichte
    • Gesellschafts­geschichte der Bundes­republik
    • Die Geschichte sozialer Bewegungen aus regionaler und globaler Perspektive
    • Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust
    • Deutsche und amerikanische Zeitgeschichte
  • Lehre

    Übungen

    • „Von Stonewall bis zur „Ehe für Alle“ – Queere Emanzipations­geschichte von den 1970er Jahren bis Heute“, FFS 2022
    • „Die AIDS-Krise in Westdeutschland in den 1980er und 1900er Jahren“, FSS 2024
    • Die Frauenbewegung im 20. Jahrhundert, HWS 24/25

    Proseminare

    • „Facetten eines Jahrzehnts“ – Alltag, Kultur, Gesellschaft und Politik in der Bundes­republik in den 1970er Jahren (HWS 24/25)
    • „Das Scharnierjahrzehnt?“ – Neue Perspektiven auf die 1980er Jahre (FSS 25)
  • Vorträge und Podiumsdiskussionen

    • „Anders als die Anderen? Queere Selbstbilder und Gesellschafts­entwürfe 1970 – ca.1995 am 15. Oktober 2025, Jahresvortrag Konrad-Adenauer Stiftung Uni Mannheim (Vortrag)
    • „Unbesungene Heldinnen“ – Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus am 21.05.2025, St.Clara (Vortrag)
    • „Prostitution in der NS-Zeit“ am 09.04.2025 im MARCHIVUM (Mitarbeit Vortrag)
    • „Schwule Männer in Karlsruhe und Baden“ im Rahmen der Veranstaltung „Queerer Geschichte(n) in Karlsruhe & Baden“ am 15.05.2024, queerKAstle (Vortrag)
    • „Maria Mandel, Widerstandskämpferin und KPD-Funktionärin“ und Moderation der Veranstaltung „Ich bin e Vernema Fraa“ im Rahmen der Vortragsreihe „Viernheimer Originale“ am 14.März 2024, Lernmobil Viernheim und Stadtmuseum Viernheim (Vortrag und Moderation)
    • „Gay Community und Mehrheits­gesellschaft im Rhein-Neckar Raum. Kollektive Identität und Gesellschafts­entwürfe in den 1970er und 1980er Jahren“, „Runder Tisch“ der Stadt Heidelberg (Vortrag). 
    • „Schule als Lernort für Queere Geschichte“. Herausforderungen und Zukunftsaussichten eines vielfältigen Geschichts­unter­richts mit Christian Könne, Klaus Schirdewahn und Judith Ulmers am 14. Juli 2022, PH Heidelberg (Podiumsdiskussion)
  • Publikationen

    • Rezension zu : Breen, Marta, Jordahl, Jenny, Rebellische Frauen – Women in Battle. 150 Jahre Kampf für Freiheit, Gleich­heit, Schwesterlichkeit, Bonn 2019, in: ZEITARBEIT. Aus- und Weiterbildungs­zeitschrift für die Geschichts­wissenschaft, im Erscheinen.
  • Mitgliedschaften

    • Projekt­gruppe „Stolpersteine zu den NS-Verfolgten aus dem Rotlichtbezirk Gutemannstrasse in Mannheim“

Ankündigungen und Neuigkeiten

  • Rezension zu : Breen, Marta, Jordahl, Jenny, Rebellische Frauen – Women in Battle. 150 Jahre Kampf für Freiheit, Gleich­heit, Schwesterlichkeit, Bonn 2019, in: ZEITARBEIT. Aus- und Weiterbildungs­zeitschrift für die Geschichts­wissenschaft, im Erscheinen.
  • „Anders als die Anderen? Queere Selbstbilder und Gesellschafts­entwürfe 1970 – ca.1995 im Rahmen des Jahresvortrags der Stipendiaten­gruppe der Konrad-Adenauer Stiftung an der Uni Mannheim
    Wie wurde aus einem gesellschaft­lichen Tabu eine zunehmend akzeptierte Vielfalt? Welche Konfliktfelder gab es? Und welche Strategien konnten zur erfolgreichen Integration pluralistischer Lebens­weisen in die Gesellschaft beitragen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Annick Benz in ihrem Vortrag „Anders als die Anderen? Queere Selbstbilder und Gesellschafts­entwürfe 1970 – ca.1995. Der Vortrag zeichnet dabei den Wandel von der Marginalisierung hin zur schrittweisen Normalisierung queerer Lebens­weisen in der Bundes­republik nach – und fragt, wie sich dabei Selbstbilder und Zugehörigkeiten veränderten.
  • „Unbesungene Heldinnen – Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ im Rahmen der Veranstaltung Geschichte & Politik, Mimo – Mittwochmorgen
    Der Widerstand gegen das NS-Regime während des Krieges ist vielfältig und reicht von passiver Resistenz bis zum militärisch geplanten Attentat- und Umsturzversuch.  In jüngster Zeit rücken dabei auch zunehmend Frauen und ihre Rolle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den öffentlichen Blick. Der Vortrag widmet sich diesen „unbesungenen Heldinnen“. Im Zentrum stehen Lebens­bilder regionaler und nationaler politischer Aktivistinnen und Alltagsheldinnen und ihr vielfältiges, risikoreiches und mutiges Engagement im Kampf gegen das NS-Regime. Anmeldung über https://sanctclara.de/
  • Vortrag „Schwule Männer in Karlsruhe und Baden“ im Rahmen der Veranstaltung „Queerer Geschichte(n) in Karlsruhe & Baden“ 
    „Wie lebten queere Menschen früher? Welche Auf- und Umbrüche kennzeichneten ihre Geschichte? Und welche Spuren hinterließen Sie in Karlsruhe und Baden?“ Mit diesen Fragen beschäftigte sich Annick Benz in ihrem Vortrag „Schwule Männer in Baden“ zum 40. Jubiläum des ersten CSD in Karlsruhe. Die Veranstaltung fand im Rahmen des TIL-Festivals 2024 im Triangle Open Space am Kronenplatz in Karlsruhe statt und wurde gefördert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg