Antiker Sport: eine Sozialgeschichte

Buch­projekt, gefördert durch ein Opus-Magnum-Stipendium der VolkswagenStiftung

Vom 1. Februar 2023 bis 31. Juli 2024 finanz­iert die VolkswagenStiftung eine Lehr­stuhl­vertretung für Prof. Dr. Christian Mann, damit dieser sich auf die Abfassung seines Buches konzentrieren kann. In seinem Werk möchte er grundlegende Fragen zu den Menschen beantworten, die sich in Olympia und den vielen hundert anderen Wettkampfstätten der griechischen Welt zwischen 700 v. Chr. und 400 n. Chr. in Kampfsportarten, Wettläufen, Weitsprung und Wurfdisziplinen maßen: Aus welchen sozialen Schichten stammten sie? Welche Aufstiegs­chancen ergaben sich durch sportliche Erfolge? Wie organisierten sich die Athleten und wie war ihr Ansehen in der Gesellschaft? Insbesondere soll dargelegt werden, welche Bedeutung den sportlichen Wettkämpfen bei gesellschaft­lichen Exklusions- und Integrations­prozessen zukam. Auf methodischer Ebene betritt das Buch­projekt in dreierlei Hinsicht Neuland. Erstens wird der anachronistische Gegensatz zwischen ehr­orientierten „Amateuren“ und geld­orientierten „Profis“, der die Forschung seit dem frühen 20. Jahrhundert dominiert, durch ein neues integratives Modell überwunden, das sowohl ökonomische Aspekte als auch Ehre in einer einzigen Untersuchungs­matrix zusammenführt. Zweitens sollen umfangreiche prosopographische Analysen auf der Basis der Inschriften und Papyri die Auswertung der literarischen Quellen ergänzen. Drittens soll gegenüber dem üblichen Fokus auf dem „Differenzdiskurs“ im antiken Sport auch die integrative Seite einbezogen werden: „Barbaren“ konnten sich durch die Teilnahme am Sport „hellenisieren“, „Fremde“ das Bürgerrecht erlangen und Arme zu Wohlstand gelangen. Und prinzipiell war der antike Sport zwar eine Domäne der freien Männer, doch in vielen Fällen nahmen auch Frauen, in einigen wenigen Fällen sogar Sklaven an den Wettkämpfen teil.