In den vergangenen Jahrzehnten wurde zur Frage nach der Regierungsform der Polis im Hellenismus hauptsächlich zwei Ansichten vertreten: Einerseits, dass die Demokratie im Sinne Athens des 5. Jahrhunderts ungebrochen fortbestanden habe und andererseits, dass es sich im Sinne Max Webers um ein Honoratiorenregime – also eine modern konstruierte Herrschaftsclique – „im demokratischen Festgewand“ handelte. Weniger Beachtung bei der hauptsächlich mit epigraphischen Quellen geführten Diskussion über die „politische Praxis“ fand dabei eine für den Hellenismus charakteristische soziopolitische Entwicklung: der „Vereinsboom“ in der postklassischen griechischen Welt.
Das Dissertationsvorhaben wird sich daher – und zwar sowohl auf der Basis der bisher weniger beachteten archäologischen aber auch epigraphischen Quellen – mit der Frage beschäftigen, welche Bedeutung dieser „Vereinsboom“ für die politische Praxis der hellenistischen Polis hatte. Als „Verein“ versteht Constantin Beck dabei in der Definition Max Webers, „alles das, was zwischen den politisch organisierten oder anerkannten Gewalten – Staat, Gemeinde und offizielle Kirche – auf der einen Seite und der naturgewachsenen Gemeinschaft der Familie auf der anderen Seite in der Mitte liegt“. Aus dieser institutionalisierten „Mitte“ leitet sich auch die von ihm als „Dritter Raum“ bezeichnete Sphäre zwischen Öffentlichkeit und Privatheit im archäologischen Befund ab.