Die Pythischen Spiele

Die Pythischen Spiele wurden in Delphi ausgetragen, einem Heiligtum, dessen Name in poetischer Sprache “Pytho” lautete. Dem Mythos zufolge hatte an diesem Ort der Gott Apollo den Drachen Python erschlagen. Das Apolloheiligtum, das vor allem für sein Orakel berühmt war, entstand im 10. Jahrhundert v. Chr. Ursprünglich fand dort alle acht Jahre ein Gesangswettkampf zu Ehren des Gottes statt. 586 v. Chr. kam es zu einem Machtkampf zwischen der nahegelegenen Stadt Crisa und der Amphyktionie (ein Bund zwölf umliegender Stämme, die geschworen hatten, die Interessen des Kultes zu verteidigen). Die Amphyktionie übernahm die Kontrolle über das Heiligtum und fügte weitere musische Wettkämpfe – an denen schon recht früh auch Frauen teilnehmen konnten – und athletische Wettkämpfe dem Programm der Spiele hinzu. Daher wird das Jahr 586 v. Chr. als das Gründungs­datum der Pythischen Spiele betrachtet.

In Delphi waren die Wettkämpfe für Künstler von größter Bedeutung. Diese fanden im Theater statt. Von den Sitzen des Theaters, die in einem Halbkreis um die Bühne verliefen, hatten die Zuschauer einen großartigen Blick über das Tal.

  • QUELLE: Anthologia Palatina IX 357

    Trotz der strikten Metrik der griechischen Dichtung gelang es einem unbekannten griechischen Dichter, die vier Spiele der Periodos in einem kurzen Gedicht zu präsentieren und dabei auch die vier Götter, Helden und Preise zu nennen.

    Es gibt vier Spiele in Griechenland, vier heilige Spiele,
    zwei feiern Sterbliche, zwei unsterbliche Götter:
    Zeus, den Sohn der Leto, Palaimon und Archemoros.
    Die Preise sind ein Olivenzweig, Äpfel, Sellerie und Pinien.

    Zeus und der Olivenzweig repräsentieren die Olympischen Spiele. Für die Pythischen Spiele nennt der Dichter den Sohn der Leto, womit er Apollo meint, und die Äpfel stehen anstelle des besser bekannten Kranzes aus Lorbeerblättern. Dieses Detail zeigt, dass dieses Gedicht aus der römischen Kaiserzeit stammt. Der mythische Gründer Palaimon und die Pinien – hier kann der Dichter die traditionelle Reihenfolge der Spiele aufgrund des Metrums nicht einhalten – stehen für die Isthmischen Spiele. Archemoros schließlich ist ein anderer Name für Opheltes aus dem Gründungs­mythos der Nemeischen Spiele, und wie auch der Kranz aus Sellerie steht er für diese Wettkämpfe.

Die Pythischen Spiele gehörten zur Periodos und fanden alle vier Jahre im Sommer statt, stets im dritten Jahr einer Olympiade. Selbst nach Einführung der sportlichen Wettkämpfe blieben die musischen Disziplinen die wichtigsten. Darum standen sie im Programm an erster Stelle:

1. Tag: 

religiöse Zeremonie:

Opfer und Aufführung des mythischen Kampfes zwischen Apollo und Python und Prozess­ion

2. Tag:  ein großes Festessen
3. Tag: musische Wettkämpfe
4. Tag:  athletische Wettkämpfe
5. Tag: Pferderennen

Ursprünglich erhielten die Gewinner als Preis einen Lorbeerkranz, später aber Äpfel. Aufgrund ihrer prominenten Stelle innerhalb der Periodos hatten die Pythischen Spiele Beispielcharakter für andere Spiele. In hellenistischer und römischer Zeit wurden deshalb sogenannte isopythische Spiele in anderen Städten der Mittelmeerwelt organisiert. 

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