Rosemarie Tracy ist Professorin für Anglistische Linguistik, seit 2019 Seniorprofessorin, an der Universität Mannheim. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit unterschiedlichen Spielarten des Spracherwerbs und mit Ressourcen und Effekten des Sprachkontakts (z.B. Code-switching, Borrowing, individueller Sprachwandel) bei mehrsprachigen Kindern und Erwachsenen.
Zu ihren aktuellen Drittmittelprojekten (Teilprojekte der DFG-Forschungsgruppe RUEG) gehören Forschungsprojekte zur Entwicklung des Deutschen als Minoritäts- und Herkunftssprache in den USA und ein Transferprojekt zur Unterstützung des Erwerbs und Erhalts von Familiensprachen. Zum Bereich der Wissenstransfers gehören auch zahlreiche Kooperationsprojekte mit Partnerorganisationen im Bildungsbereich. Aus einer von ihr ins Leben gerufenen Forschungs- und Kontaktstelle Mehrsprachigkeit ging 2011 das gemeinsam mit Kollegen gegründete Mannheimer Zentrum für empirische Mehrsprachigkeitsforschung hervor, eine gemeinnützige Einrichtung (MAZEM gGmbH), mit dem Ziel der Förderung sprachlicher Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen, der Weiterqualifizierung von Fach- und Lehrkräften und der Evaluation von Bildungsprojekten.
Neben Publikationen zu ihren Forschungsthemen hat Prof. Tracy mit dem Buch Wie Kinder Sprachen lernen einen Ratgeber für mehrsprachige Eltern, für Fachkräfte in frühkindlichen Bildungsbereichen und für Lehrkräfte verfasst. Zu ihren nicht-akademischen Publikationen gehört der deutsch-englische Gedichtband Wege schreiben – schmaler Grat für zwei Füße (dlv 2020).
März 2022 verlieh die DGfS Prof. Tracy den Wilhelm von Humboldt Preis für ihr Lebenswerk.
Prof. Tracy studierte Anglistik und Romanistik (Französisch und Portugiesisch) an den Universitäten Mannheim und Göttingen und am Bryn Mawr College (PA, USA). Promoviert wurde sie in Göttingen mit Longitudinalstudien zum kindlichen Erstspracherwerb (Sprachliche Strukturentwicklung: Linguistische und kognitionspsychologische Aspekte einer Theorie des Erstspracherwerbs), mit Allgemeiner Sprachwissenschaft und Psychologie als Nebenfächern. Nach Lehraufträgen für Linguistik und Psycholinguistik an der SRH Hochschule Heidelberg wechselte sie als Hochschulassistentin (C1) an die Eberhard Karls Universität Tübingen, leitete ein DFG-gefördertes Projekt zum Vergleich monolingualer und bilingualer Kinder und habilitierte im Rahmen eines Stipendiums der DFG zum doppelten Erstspracherwerb (Child Languages in Contact). 1995 folgte sie einem Ruf an die Universität Mannheim, wo sie innerhalb der Anglistik den Bereich der synchronen Linguistik des Englischen in der Lehre und Forschung auf- und ausbaute. Zu ihren Verantwortlichkeiten im Rahmen der akademischen Selbstverwaltung gehörten diverse Ämter, u.a. als Prodekanin ihrer Fakultät und als Mitglied des Senats. Von 2015–2018 war sie als Prorektorin der Universität für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Chancengleichheit zuständig.
Außerhalb der eigenen Universität hat sich Prof. Tracy in wissenschaftlichen Beiräten von Stiftungen und Hochschulen, als langjähriges Mitglied eines Fachkollegiums der DFG und im Beirat und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) engagiert. Seit 2019 ist sie Vorsitzende des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.